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mabuerele

Posted on 20.8.2024

„...Ich kann nur erzählen, was ich erlebt habe, wie ich empfinde und was ich von meinem direkten Umfeld mitbekommen haben...“ Diese Zeilen sind dem Text entnommen, den die Autorin ihrem Buch vorangestellt hat. Damit war für mich als Leser klar, dass es sich um ein sehr persönliches Buch handelt. Der Bericht beginnt am 15. Juni 2021. Harry ist mit seiner Frau Vivien und der sieben Monate alten Tochter unterwegs nach Ahrweiler. Doch die Reise erweist sich als Katastrophe. Das Ahrtal ist per Auto nicht mehr auf direkten Weg zu erreichen. Währenddessen warten sie auf Nachrichten von Harrys Eltern oder seinen Bruder Franky. Die aber bleiben aus. Angeblich hat der Nachbar gehört, wie zwei Personen vom Haus weggetrieben wurden. Vivien schreibt unverfälscht ihre Eindrücke nieder. Auf eine kurze Zeit der Hoffnnng folgt Ungewissheit und Trauer. Während Harry das Haus entrümpelt und rettet, was noch gerettet werden kann, versucht Vivien, mit ihrem Kind normal weiter zu leben. Immer wieder kommen Erinnerungen hoch an die Schwiegereltern. Bald zweifelt Vivien nicht mehr an ihrem Tod. Der Glaube und der Zuspruch vieler Freunde gibt hier Kraft und Halt. Was aber ist mit Franky, Harrys jüngeren Bruder, der noch bei den Eltern gelebt hat? Über ihn gibt es keinerlei Nachrichten. Eingebunden im Buch sind Gedichte, die Ella, Harrys Mutter, geschrieben hat. Sie berühren und bewegen. Es sind Zeilen voller Glauben und Tiefe. Und dann findet Vivien einen Zettel, der sie nachdenklich macht, weil der Text sehr unvermittelt abbricht. „...Wenn der Regen auf die Erde niederfällt, kann es sein, dass es so manchem nicht gefällt. Doch der Regen bringt viel Segen für die Frucht und ist völlig unentbehrlich für die Zucht. Doch zu viel Regen ist kein Segen, sondern Fluch...“ Noch einigen Tagen wurden Harrys Eltern gefunden und per DNA identifiziert. Die Beerdigung wird zu einer Stunde der Erinnerung. Doch so lange Frankys Schicksal nicht klar ist, bleiben bürokratische Hürden. Wie es mit dem Haus weiter geht, kann erst entschieden werden, wenn die Erbfolge geklärt ist. Das Buch zeigt, was Ungewissheit mit Menschen macht, aber auch, dass jeder anders trauert. Halt geben in seinem solchen Fall die Familie, gute Freunde und ein Glauben, der trägt. Gleichzeitig wird klar, dass es Fragen gibt, auf die nie eine Antwort zu erwarten ist.

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