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Gräfin Diana In ihrem Romandebüt "Die Gräfin" webt Irma Nelles eine kurze Erzählung rund um Diana von Reventlow-Criminil. Die mittlerweile achtzigjährige Gräfin lebt zurückgezogen auf der Hallig Südfall, ihrer Wahlheimat, wo sie vom Zweiten Weltkrieg weitestgehend unbehelligt bleibt. Im Sommer 1944 jedoch stürzt der englische Pilot John Philip Gunter während eines geheimen Flugauftrags ins Wattenmeer. Die Gräfin quartiert den Verletzten bei sich ein, versteckt ihn, wohl wissend, dass es ein schweres Vergehen ist, einen Feind zu beherbergen. Dank Dianas Englischkenntnissen findet sie schnell Zugang zu dem fremden Piloten, und ihre gemeinsamen Interessen verbinden sie miteinander. Jedoch sind sie unfähig, einander vollends zu vertrauen. Und auch an Dianas Hausbediensteter Meta findet der Pilot gefallen. Wie dem Autorentext zu entnehmen ist, waren Anekdoten über die Gräfin Diana in Irma Nelles‘ Kindheit keine Seltenheit. Nun hat die Autorin ihr ihren ersten Roman gewidmet, ebenso hat sie die auftretenden Figuren nach realen Vorbildern gestaltet. Wahre Begebenheiten zu beschreiben, das scheint der Autorin zu liegen, denn vor allem in der Ausarbeitung der Protagonisten kann der Roman überzeugen. Diana als Heldin ist in vielerlei Hinsicht interessant. Auf der einen Seite sehnt sie sich nach Zurückgezogenheit, verbarrikadiert sich auf ihrer Hallig vor der Außenwelt. Sie verbringt ihre Tage lieber mit ihren Büchern, als mit ihren Mitmenschen. Gleichzeitig ist sie jedoch voller Empathie und setzt sie sich für Verfolgte ein. Trotz aller Gefahren verhilft sie Flüchtlingen nach Dänemark, um sie vor den Nazis zu retten. Ebenfalls gut gelungen sind der Autorin Dianas Bedienstete. Maschmann zum Beispiel, der im Gegensatz zu seiner Arbeitgeberin aus armseligen Verhältnissen stammt und seit seiner Jugend hart schuften musste. Erst bei ihr auf der Hallig ist er zufrieden mit seinem Leben, denn er fühlt sich wertgeschätzt und gerecht behandelt. Dass er ausschließlich plattdeutsch spricht, stellt jedoch die Nervenstärke des Lesers auf die Probe. Während die Charaktere und ihr Beziehungsgeflecht gekonnt umgesetzt werden, lässt die Erzählweise jedoch auf eine gewisse Unerfahrenheit schließen. Vor allem zu Beginn hat die Autorin sichtlich Mühe, die Geschichte in Gang zu bringen und die Figuren in die Handlung einzuführen. Wenig galant wird die Wesensart der Figuren gleich bei ihrem ersten Auftreten umfänglich beschrieben, anstatt ihre Eigenschaften durch ihr Verhalten im Fortlauf der Handlung zu illustrieren. Zudem wirkt der Schreibstil insgesamt unausgereift. Die Autorin ist um eine präzise Sprache bemüht, allerdings fehlen dabei häufig fließende Übergänge zwischen den Sätzen, die dadurch teilweise wie lieblos aneinandergereiht wirken. Hier wird viel Potential verschenkt. Nicht auszudenken, was dieser kurze Roman leisten könnte, wenn er besser geschrieben wäre. Hinsichtlich des Themas und der Protagonisten ist "Die Gräfin" trotzdem ein charmanter kleiner Roman. Auch die Länge ist von knapp 160 Seiten ist gut gewählt. Diese Geschichte auszudehnen hätte nur geschadet.