nonostar
Ödlandweh Wir schreiben das Jahr 1899, zwischen Peking und Moskau fährt der legendäre Transsibirien-Express. Doch die Landschaft ist nicht mehr das, was sie mal war, warum sie sich verändert hat weiß niemand, Mittlerweile nennt man es nur noch Das Ödland und allerlei Geschichten ranken sich um mutierte Pflanzen und gefährliche Kreaturen. Die Reise durch das Ödland beginnt für die Lesenden nach einer längeren Pause, denn bei der letzten Durchquerung ist etwas passiert, über das nicht gesprochen werden darf. Die Kompanie beharrt weiterhin darauf, dass die Passagiere im Zug absolut sicher sind, damit die Zugfahrten endlich wieder aufgenommen werden können, aber die Crew weiß, dass die kleinste Abweichung vom Üblichen zu einer Katastrophe führen kann. Passagiere und Crew sind eine bunt durchmischte Gruppe, da wären z.B. Wei Wei das Zugkind, die den Zug seit ihrer Geburt kaum verlassen hat; Maria Petrowna, eine junge Frau, die sich unter falschem Namen eingeschlichen hat um einem Geheimnis auf die Spur zu kommen; der in Ungnade gefallene Naturforscher Henry Grey, der diese Zugfahrt nutzen will um das Rätsel des Ödlands zu entschlüsseln und so seinen Ruf wiederherzustellen. In einigen Rezensionen habe ich Beschwerden darüber gelesen, dass das Buch zu sehr Fantasy ist, was ich 1. ziemlich schade finde, da Fantasy mehr ist als sexy Elfen und epische Schlachten und 2. auch nicht ganz richtig. Sarah Brooks spielt hier mit den Grenzen des Vorstellbaren und am ehesten erinnert es mich dabei noch an Dystopien/Science-Fiction. Ich muss hier v.a. an das Buch "Picknick am Wegesrand" denken, was ich vor einiger Zeit gelesen habe. Die Reise durch das Ödland verändert sich immer wieder, genau wie auch das Ödland selbst und man weiß zunächst nicht, ob die Dinge wirklich so sind, wie sie scheinen. Sarah Brooks beschreibt die Landschaft und die Charaktere sehr ausführlich, aber ohne, dass mir als Leserin dabei langweilig wurde. Vielmehr freute ich mich, alles genau kennen zu lernen, so als hätte auch ich eine Fahrkarte für diesen Zug gekauft. Nicht nur die Hauptcharaktere wachsen einem ans Herz, sondern auch die Nebencharaktere erweisen sich als ein wichtiger Teil des Zuges und der Geschichte. Ich mochte den Schreibstil sehr und das Geheimnisvolle am Anfang der Geschichte hat mich sofort angezogen. Man möchte hinter die Kulissen blicken und gemeinsam mit den Passagieren die Geheimnisse des Ödlands und des Zuges selbst entdecken. Gleichzeitig muss ich jedoch auch sagen, dass ich das Gefühl hatte, dass sich die Geschichte etwas verliert im Laufe des Buches. Im Prinzip gibt es zwei nicht ganz getrennte Handlungsstränge, doch der Mystery-Anteil ging für mich ab ca. der Hälfte verloren, da die Ursache mehr oder weniger bekannt war. Ich hatte zwar immer noch Interesse an den Passagieren und der Geschichte an sich, doch der Drang neues zu entdecken war plötzlich weg. Dadurch hatte ich manchmal das Gefühl, ohne wirkliches Ziel weiter zu lesen. Das Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland ist kein Buch, dass sich in Schubladen stecken lassen möchte, es ist eine Mischung aus Mystery, Science-Fiction, magischem Realismus, klassischer Erzählung, garniert mit ein bisschen Liebesroman und ein bisschen historischem Roman. Ich denke, man sollte sich am besten ganz unvoreingenommen auf die Reise durch das kaum erforschte und geheimnisvolle Ödland einlassen und seiner Fantasie freien Lauf lassen, denn trotz meiner Kritikpunkte habe ich das Buch gerne gelesen.