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marcello

Posted on 18.8.2024

Mit der „Seasons“-Reihe liefert Morgane Moncomble ihre erste richtig durchgängige Reihe ab. Alleine aufgrund der Jahreszeiten-Thematik war ich bereits vor Veröffentlichung des ersten Bandes sehr aufgeregt, aber dann fand ich „A Fall to Forgive“ doch so ungewöhnlich, dass ich mich einfach nicht richtig einfühlen konnte. „A Winter to Resist“ kehrt nun eindeutig zu den Wurzeln von Moncomble als Autorin zurück, weswegen er mir auch gleich besser gefallen hat. Bei „A Winter to Resist“ muss ich auch einen Aspekt etwas vorwegschieben, denn als vor einigen Jahren „Right Here“ von Anne Pätzold angekündigt wurde, war ich sehr begeistert, dass es um Eiskunstlaufen gehen würde. Dieser Wintersport hat auf mich immer schon eine gewisse Faszination ausgeübt, weswegen ich dann doch sehr enttäuscht war, dass die Handlung sich vom Eis großflächig wegbewegt hat. Ja, die Protagonistin war Eisläuferin, aber das war es quasi auch schon. Da hat mich „A Winter to Resist“ quasi versöhnt mit der Thematik, denn hier fand ich das Thema Eiskunstlauf sehr konsequent eingebunden. Auch wenn es natürlich in einem realistischen Kontext sehr überspannt erzählt wird, aber das konnte ich letztlich doch auch wegblenden. Es hat einfach funktionell gut funktioniert und gerade über das Paarlaufen auch viel mit der Handlung rüberbringen. Thema als Korsett und Handlung waren hier echt eins. Kompliment dafür! Was dann etwas schwieriger war, das ist die Protagonistin Lily. Sie hatte ihren ersten Auftritt schon im ersten Band, aber mit den anderen zwei Freundinnen und eben Camelia als Protagonistin, die gemeinsamen den Jahreszyklus ausmachen, war es ein kurzer Auftritt. Das hatte ich dort schon kritisiert, dass die Kommunikation so knapp war, dass es mit einem weiterführen Eindruck schon sehr schwer war. Das war mir hier erneut viel zu wenig, weil wir quasi einfach glauben müssen, was für gute Freundinnen sie sind, ohne sie aber ständig in der Dynamik zu erleben. Deswegen hatte ich keinen Eindruck zu Lily und war deswegen nach dem ersten Kapitel etwas erschrocken. Ich glaube zwar, dass man für Leistungssport generell, aber speziell für doch einen so gefährlichen Sport, Ehrgeiz und vor allem auch eine Portion Wahnsinn braucht, aber Lily war regelrecht unsympathisch. Mit den so wenigen Kontakten, die sie direkt in Kanada pflegt, war es noch unlogischer, dass die vier Blumenfreundinnen so gut miteinander auskommen sollen. Lily wirkte echt wie jemand, um die man besser einen großen Bogen macht. Natürlich ändert sich das, sonst hätte ich den Band wohl kaum besser gefunden als den ersten, aber letztlich ist es einfach schade, weil das Buch an sich viel Potenzial für die volle Sternenwertung gehabt hätte. So ist es ein sehr langsames Herantasten an Lily und natürlich an Orion, den wir ganz neu kennenlernen. Da er mit seinem vermeintlichen Fluch so abweisend ist, hatte wir anfangs einfach zwei Figuren, die weder einzeln noch zusammen funktionieren wollten. Da war es dann echt das Eislaufen und der Trainer, der sie zu Mitbewohnern macht, der Schlüssel, damit sich nach und nach alles etwas besser auflöst und immer besser aufeinander abgestimmt wird. Dann gibt es auch für beide Charaktere einen sehr großen Moment, der sie nachhaltig beeinflusst und spätestens ab da wurde die Geschichte für mich genau das Maß an Tiefgründigkeit, die ich brauche, um begeistert zu werden. Vor allem wurde mit den Themen und dem Eislaufen dann sehr gut die jeweilige Charakterentwicklung verbunden. Lily und Orion haben sich dabei auch jeweils zur besten Version von sich selbst inspiriert. Es war irgendwann richtig schön, wie sie miteinander umgegangen sind, oft auch wortlos. Sie haben mich als Paar so zunächst mehr begeistert als individuell, aber das ging natürlich trotzdem Hand in Hand, so dass ich mit beiden Figuren absolut meinen Frieden machen konnten. Abschließend nochmal kurz etwas zum Handlungsverlauf. Die verschiedenen Wettbewerbe waren das Korsett. Auch wenn es wie gesagt etwas seltsam in der Logik manchmal war, auch weil Olympia nicht als Höhepunkt dargestellt wurde, sondern mehr die Weltmeisterschaft, so war genau das Korsett für mich sehr logisch und auch im Rückblick ideal, um nachzuvollziehen, wann Lily und Orion als Eislaufpaar an welchem Punkt waren. Ich mochte auch die Beschreibung von Kurzprogramm und Kür, dazu auch die Entwicklung von mehr Risiko für die Elemente. Da hat rein logisch dann doch viel wieder gepackt, so dass ich wirklich sagen muss, dass ich gut durch die Handlung geglitten bin. Fazit: „A Winter to Resist“ ist mein persönliches Ankommen in der „Seasons“-Reihe, denn das ist für mich wieder die typische Morgane Moncomble, die ich auch lesen will. Auch wenn es auf der Figurenebene erst richtig kritisch war und ich mit Lily und Orion Anlauf brauchte, aber speziell die toll ausgearbeitete Eislaufthematik hat mich schwer begeistert und hat mit den Figuren immer mehr die ideale Symbiose ergeben.

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