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sophiesyndrom

Posted on 17.8.2024

Sarah A. Parker hat mit dem Auftakt zu ihrer Moonfall-Reihe das Rad nicht neu erfunden, aber konnte mich damit ziemlich gut unterhalten. Bei so einem 880 Seiten-Oschi könnte ich vermutlich ziemlich viel zu der Geschichte sagen und tatsächlich habe ich mir selbst minutenlange Sprachnachrichten gegeben, aber ich versuche mich mal hier auf das Wesentliche zu beschränken. Unsere Protagonistin Raeve hat sich der Rebellion verschrieben und setzt alles darin, die Machthaber ihres Landes zu Fall zu bringen. Als dann ihre beste Freundin bei einem Attentat stirbt, wird sie von Rache getrieben, endet jedoch letztlich im Gefängnis. Dort trifft sie auf Kaan – ein Mann mit genauso viel Macht wie der Tyrann auf dem Thron und einem Drachen, der Raeve das Leben rettet. Fae, Drachen, Elemente, Götter – das sind vermutlich so die zentralen Bausteine, aus denen die Welt dieser Geschichte besteht. Alles hat man irgendwo schonmal in ähnlichen Zügen gelesen, aber in Kombination und in Verbindung mit den darüber hinaus gehenden gesellschaftlichen und geografischen Gegebenheiten war das etwas Neues und durchaus Faszinierendes für mich. Darüber hinaus gibt es Runenmagie, Blutbindungen und kleine umherfliegende Papiervögel als Briefe. Sogar das Müllsystem (klingt komisch, ich weiß) war etwas, was der Welt noch mehr Feinschliff verlieh. All diese Dinge ließen mich wie so eine kleine Entdeckerin durch die Handlung gleiten. Ich liebe Puzzlearbeiten während dem Lesen und genau das hielt dieses Buch für mich bereit. Vor meinem inneren Auge hat sich die Welt und ihre Gegebenheiten organisch aufgebaut und ich konnte mit jedem Kapitel wieder neue Teile dem Gesamtbild hinzufügen. Vieles, was die Handlung betraf, war relativ leicht vorherzusehen bzw. leicht zu kombinieren. Das hat meiner Leselust aber eigentlich nicht geschadet, denn Parker hat es immer sehr gut geschafft, Einzelheiten anfangs klein einzuführen, damit man ihnen wenig Beachtung schenkt, um sie später im großen Stil zu enthüllen. Und das Ende hielt tatsächlich eine Überraschung bereit, mit der ich nicht gerechnet hatte und die bei mir einige Spekulationen auslöste. Vorfreude auf die Fortsetzung wurde somit schon einmal gelegt. Bezüglich Schreibstil – der war gut bis sehr gut. Parker hat an den richtigen Stellen mit Tempo gearbeitet, je nach Personenperspektive den passenden Ton getroffen und den Szenen Raum gegeben, die sich größer entfalten mussten. Das war alles etwas, was mir gefiel und zu meinem Lesevergnügen beitragen konnte. Weniger gepackt haben mich dafür allerdings die Stellen, die sehr poetisch angehaucht waren, dass sie auf mich ein bisschen drüber wirkten. Das war schlicht nicht so mein Geschmack. Zuletzt komme ich wohl in meiner Rezension um einen kleinen Spoiler nicht drumherum. Wer sich also ungewiss ins Geschehen stürzen möchte, der sollte den nächsten Absatz überspringen. Marketingmäßig wird vermehrt mit den Love Tropes Enemies-to-Lovers und Slow Burn gespielt, beides würde ich nicht ganz so stark unterstützen. Klar im Fokus steht ein ganz anderer Trope – Reincarnation. Für mich ist das in Bezug einer Liebesgeschichte mit einem Ungleichgewicht, besonders wenn eine Person keine Erinnerungen mehr an das frühere Leben hat, und mit einer Projektion von Gefühlen verbunden. Aus diesen Gründen wusste ich anfangs nicht, ob mir das so recht zusagen wird. So, wie aber im weiteren Verlauf damit umgegangen wurde, indem Reave den nötigen Raum bekam, die ganzen Umstände für sich allein zu entdecken, und der Wissensstand sich etwas mehr anglich, konnte mich da etwas positiver stimmen. Ich bin gespannt, wie es diesbezüglich weitergehen wird, denn viele Einzelheiten zu Reaves Vergangenheit wurden noch nicht gelüftet. Insgesamt war ich also sehr angetan von diesem Reihenstart und freue mich auf alles, was da noch kommen wird (vermutlich ein 1000 Seiten-Oschi).

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