easymarkt3
Ich sehe was, was du nicht siehst. – Mehr als ein Kinderspiel! Die Szenerie spielt im Ruhrgebiet in Zeiten der Corona-Pandemie und in den 80-/90-ger Jahren. Der Verlauf einer tiefen Freundschaft zwischen drei Kindern aus verschiedenen Kulturkreisen in bescheidenen Lebensverhältnissen wird erzählt in zeitlichen Rückblicken. Durch historische Ereignisse wie der Angriff in New York auf das World Trade Center am 11.September 2001 wird diese Freundschaft sehr belastet durch Anfeindungen, Vorurteile und Klischees Dritter. Auch das Versterben von Hannas warmherzigen, immer hilfsbereiten Großeltern sorgt für mehr Risse und innerer Distanz mit zunehmendem Alter. Die verschiedenen Charaktere der drei Freunde sind realistisch beschrieben: Cem – der Fels im Trio mit Zeyna, der ruhelosen, starken Abenteurerin und der klammernden, eifersüchtigen Hanna, als Erwachsenen immer noch gefangen in depressiven, einsamen Kindheits-Erinnerungen. Überhaupt wird das häusliche Milieu mit den offenen, liebenswürdigen Großeltern bildlich detailliert und gut vorstellbar lebendig beschrieben. Der Schreibstil verändert sich bei Hannas tiefgreifenden emotionalen Notständen durch staccato-artige Wiederholungen, beim Ableben der Großeltern, bei ihren verzweifelten Kontaktversuchen mit Zeyna immer noch auf der Suche nach dem verlorenen WIR und UNS. Sich selber endlich zu finden im Jetzt gelingt erst bei einem vertrauten Gespräch mit Cem, bei einer Erklärung des endgültigen Bruches zwischen den engen Freundinnen, in weihnachtlichem Ambiente – sprachlich und dramaturgisch ideal an das Romanende platziert. Themen wie der Strukturwandel im Ruhrgebiet, Corona-19, Armut und Einsamkeit bilden den Hintergrund zu einer vordergründigen Geschichte über eine besondere, teils lebenslange Freundschaft.