deidree
Erbarmungslose Vergeltung, Emotionen brillant sichtbar gemacht Faszinierend, wie schnell ein Mensch zum Mörder werden kann. Das Erschreckende, es klingt vollkommen logisch. Rache, Vergeltung, Wut, Ohnmacht, Trauer und der Wunsch zu vergessen lösen in Yoko den Entschluss aus, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Nicht nach dem Gesetz, das scheint ihr zu unfähig, zu harmlos. Mit „Yoko“ folgen wir einer ganz eigenen Persönlichkeit. Der Leser wird von Bernhard Aichner tief in ihre Gefühle geführt. Die Leere und Verzweiflung ist beinahe greifbar. Bis zu dem Moment in dem sie aktiv wird und immer weiter in den schwarzen Sog gezogen wird. Ein Mord bedingt den nächsten. Die erschreckende Leichtigkeit mit der sie Leben nimmt, streitet mit der moralischen Seite im Leser. Zumindest bei mir. Yoko nimmt sich zu Beginn die Entschuldigung, dass die Täter es nicht anders verdient hätten. Dies wechselt hin zum Selbstschutz. Durch den ganzen Thriller zieht sich eine gewisse Kaltschnäuzigkeit, die aber nur vordergründig so erscheint. Eigentlich ist Yoko tief verzweifelt und findet, dass sie nichts mehr zu verlieren hat. Buchstäblich niemand steht an ihrer Seite. Ob sie je wieder aus diesem Abwärtsflug aussteigen kann? Für mich ist dieses Buch definitiv ein Highlight des Jahres. Ich habe es in einem Schwung gelesen und war von den ersten bis zu den letzten Seiten gefangen. Somit gibt es eine volle Leseempfehlung, wenngleich der Leser nicht empfindlich sein darf.