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marieause

Posted on 7.8.2024

Ich mag "22 Bahnen" von Caroline Wahl sehr und war etwas besorgt, ob die Fortsetzung davon nicht nur ein zweiter Aufguss sein würde. Weit gefehlt. Windstärke 17 hat wieder das Wasser als Motiv und natürlich sind Ida und Tilda wieder dabei. Das Buch ist aber autark, man kann es auch ohne Kenntnis des Vorgängerbands lesen. Diesmal liegt der Fokus auf Ida, die eine schwere Kindheit hatte und nun ist die Mutter tot. Zeitlebens - zumindest soweit Idas Kindheitserinnerungen reichen - alkoholkrank hat sie ihre Kinder sich selbst überlassen. Dennoch, es ist die Mutter und Isa weiß nicht wohin zwischen Wut, Schuldgefühlen und Trauer. Sie landet auf Rügen und lernt dort Kneipenbesitzer Knut und seine Frau Marianne kennen, die sie bei sich aufnehmen. Und dann gibt es da noch Leif, bei dem auch nicht alles eitel Sonnenschein ist. Caroline Wahl hat einen ganz eigenen Schreibstil. Knochentrocken, fast wie ein Dokumentation, lässt sie uns ausschnittweise teilhaben an Idas Leben. Die äußeren Taten lassen Rückschlüsse auf Idas Innenleben zu. Dazwischen gibt es aber immer auch tragisch-witzige Elemente, das ist auch nötig, denn das Buch ist nochmal deutlich schwerer als der Vorgänger. Während Tilda dann irgendwann gegangen ist, hat Ida bis zum Tod der Mutter mit ihr und der Suchterkrankung zusammengelebt und das hat tiefe Spuren hinterlassen. Eine erfrischende Sommergeschichte mit Inselfeeling ist das nicht, falls Cover und Rügen so ein Kopfkino entstehen lassen sollte. Ich musste oft schwer schlucken, die Thematik ist so schwer und tragisch und dennoch: so ist das Leben halt auch und das Buch bringt es genauso an uns Lesende. Ergreifend, aufwühlend, fordernd und doch auch hoffnungsvoll. Keine Bilderbuch-Sonnenschein-alles-ist-gut-trallala-Entwicklung, aber Schritt für Schritt vorwärts, seitwärts und auch mal wieder zurück. Ein starkes Buch!

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