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sursulapitschi

Posted on 5.8.2024

Dieses Buch ist auf jeden Fall wunderbar erzählt und informativ. Von der Stellerschen Seekuh hatte ich noch nie gehört. Hier ist man dabei, wie sie entdeckt und direkt ausgerottet wird und sitzt in der ersten Reihe. Es ist 1741 als Kapitän Vitus Bering den „Naturforscher, Theologen und seltsamen Kauz“ Georg Wilhelm Steller engagiert, seine neuste Reise ins Nordpolarmeer zu begleiten. Von Kamtschatka ins Unbekannte, um neue Ufer zu erforschen und zu kartographieren. Steller ist ein Besessener und entdeckt ein riesiges Tier, das niemand je gesehen hat. Man kann es leicht töten, aber nur schwer bergen. Nach ein paar hundert Fehlversuchen können die Entdecker feststellen, dass die Stellersche Seekuh höchst schmackhaft, ihr Fett höchst brauchbar und ihr Vorkommen unbegrenzt ist. Hundert Jahre später gibt es sie nicht mehr, dafür jagt man jetzt Riesenalke, die sind auch lecker. Welche Auswirkung können menschliche Obsessionen auf die Natur haben, was bewirkt Ignoranz und Borniertheit und werden wir je lernen, achtsam mit unserer Umwelt umzugehen? Diesen Fragen geht man hier sehr anschaulich nach und serviert hübsch zubereitete historische Häppchen. In wunderbarer Sprache, mit einem leicht süffisanten Unterton legt Iida Turpeinen alle Fakten auf den Tisch, macht lang vergessene Forscher und Abenteurer lebendig. Das Lesen könnte ein großer Spaß sein, wäre es nicht alles so unglaublich ausführlich. Bis etwa zur Hälfte des Buches habe ich mich noch an tausenderlei absonderlichen historischen Details erfreut. Aber dann wünscht man sich doch irgendwann, die Autorin würde mal zum Punkt kommen. Stattdessen wechselt sie das Jahrhundert und wartet mit neuerlichen detaillierten Berichten auf. Dies ist ein interessantes, unglaublich akribisch recherchiertes Buch zu einem wichtigen Thema, toll erzählt nur leider viel zu ausführlich. Ich habe viel gelernt, aber auch viel überblättert.

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