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stricki

Posted on 28.7.2024

Judentum, Krieg und Heimat Der Traum von der Flucht und dem besseren Leben - Ben Oppenheim macht ihn wahr, oder besser gesagt, seine von ihm getrennt lebende Frau Marina. Der dritte Weltkrieg kündigt sich an und die beiden fliehen Hals über Kopf nach Brasilien, samt beider Kinder und wenigen Habseligkeiten. Im Gepäck: Zweifel, Unsicherheiten, transgenerationales jüdisches Trauma, Angst vor der Zukunft und die Scherben einer Ehe. Micha Lewinsky hat sich hier einem tollen Thema verschrieben. Es geht um eine jüdische Familie, zu deren alltäglichen Problemen noch die Ballast der Vergangenheit dazu kommt, um Trennung, Nestmodell, Geldsorgen und vielfältige Formen der Angst, der Unsicherheit, der Sehnsucht nach Veränderung und den lieb gewonnenen Gewohnheiten. Micha Lewinsky ist der Sohn von Charles Lewinsky, einem begnadeten Autor. Ebenso wie sein Vater würzt er schwere Kost mit einer ordentlichen Prise Humor. Das Judentum spielt eine wichtige Rolle in diesem durchaus klamaukigen Roman. Ben betrachtet viele seiner Charakterzüge und Vorgehensweisen durch die Brille seiner Ahnen, die Traumata des jüdischen Volkes seit tausenden von Jahren. Hat Flucht für Ben und Marina eine andere Bedeutung als für Joachim und Julia? Trägt er einen schwereren Rucksack als andere? Das sind sehr interessante Gedanken, die da mit Leichtigkeit ins Buch einfließen. Die Geschichte liest sich wunderbar und ist spannend, mir war sie stellenweise ein wenig zu komödienhaft, zu klischeebehaftet. Dafür solide 4 von 5 Sternen von mir.

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