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Chief Propaganda Officer

Posted on 24.7.2024

Liora lebt nach einem Krieg gegen Zauberer in einer nahezu dystopischen Welt. Es gibt kaum noch etwas zu essen, ihre Geschwister hungern, ihre Mutter ist gestorben und ihr kriegsversehrter Vater ein Trinker. Als letzter Ausweg erscheint ihr daher das Angebot eines seltsamen Dieners, seinen Herrn zu heiraten; dafür erhält ihre Familie genügend Geld, um gut leben zu können. Als sie in der Burg des Zauberers - denn um diesen handelt es sich bei dem geheimnisvollen Bräutigam - ankommt, wird sie entweder ignoriert oder kalt abgewiesen. Dafür trifft sie auf seltsame Wesen wie den Domovoi oder einen Greifen, winzige Feen oder eine Nymphe. Erst als sie den Zugang zu einem mysteriösen Land mit mythischen Kreaturen entdeckt, verändert sich das Verhalten ihres Ehemannes ... Der düstere Einstieg in die Geschichte hat mich zwar überrascht, konnte mich aber doch gut mitnehmen. Leider änderte sich das, sobald Liora in der Burg des Zauberers ankommt. Ab da geht die Logik flöten. Der Zauberer braucht eine Frau mit ganz bestimmten Fähigkeiten, hält es aber für unnötig, sich mit seiner neuen Ehefrau darüber auszutauschen oder sie wenigstens auf die Gefahren in der Burg und Umgebung hinzuweisen. Nicht genug, dass er sie damit in Lebensgefahr bringt: Das hat bei ihm Methode. Wegen genau diesen Verhaltens sind bereits zwei Frauen, die er ebenfalls ausgewählt hat, zu Tode gekommen. Es war eindeutig seine Schuld, aber der Typ ist völlig lernresistent. Statt dass sich Liora von ihm abgestoßen fühlt, akzeptiert sie seine lauwarmen Erklärungen dazu und findet ihn plötzlich mega heiß. Auch wirft sie für diesen Typen, der sie wie Dreck behandelt hat, einfach mal so ihr ganzes Leben fort. Mich ärgerte auch, dass hier absolut keinen Wert auf Logik oder vorstellbares Worldbuilding gelegt wurde. Hier, nimm. Krieg mit Zauberern. Zauberer sind jetzt verbannt. Wie denn bitte? Wer will diese Typen mit Magie und Macht überhaupt zu irgendwas zwingen? Und warum all diese sinnlosen Vorschriften, die für die Hüter gelten? Ein lapidares Isso reicht mir nicht. Wozu überhaupt diese dystopische Welt entwerfen, wenn sie dann überhaupt keine Rolle mehr spielt? Beim "klärenden" Gespräch wird dann mal eben eine Täter-Opfer-Umkehr betrieben, eines der Wesen betreibt auf massivste Weise emotionale Erpressung bei Liora ... Überhaupt Wesen: Dafür, dass es sich hier um Hüter der Wesen handelt, spielen die keine große Rolle. Ein paar werden mal so en passant erwähnt, aber wieso und warum und überhaupt ... Absolut kein vernünftiges Worldbuilding. Beim Ende des Buches musste nicht nur ich an Will Turner aus Fluch der Karibik denken. Mich hatte das Buch gereizt, weil mit Gothic Vibes und Phantastische Tierwesen geworben wurde, aber das war bestenfalls eine nicht sonderlich gute themenbasierte Fanfiction. Und der Titel? Nicht einmal der passt. Mit diesem locker-fluffigen Titel erwartet man auf jeden Fall eine völlig andere Geschichte als die, die dann geboten wird.

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