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marcello

Posted on 22.7.2024

Knallig-bunt, so kommt das Cover der neuen NA-Reihe „Cape Coral“ daher. Deswegen bin ich an „Break Through my Defense“ alleine optisch schon nicht vorbeigekommen. Autorin Mimi Heeger hat mir namentlich nichts gesagt und tatsächlich habe ich zuletzt auch nur noch wenig NA mit Collegesport-Schwerpunkt gelesen. Aber hier habe ich den Klappentext sehr bewusst wahrgenommen und war dann beim Thema Body-Shaming sofort dabei. Leider ist es in diesen Büchern oft immer noch üblich, dass es eher Modellathleten sind (Mann und Frau), die natürlich alle Unsicherheiten haben (denn das gibt es ja nicht nur durch Übergewicht), aber Plus Size und Ähnliches ist doch oft etwas, wovon viele die Finger lassen, deswegen war es hier für mich das unschlagbare Argument, um reinzulesen. Bzw. reinzuhören, denn ich habe mir von Henriette Schreurs den Großteil vorlesen lassen, während Thaddäus Gold auch noch am Ende kurz zu hören war. Ich habe das Hörbuch als sehr gut produziert empfunden und habe Schreurs als für mich neue Stimme auch schnell als sehr natürlich im Ohr gehabt. Sie hat auch mit ihrer Art gut auf das gepasst, was ich Payton als Figur mitgenommen habe. Wenn ich ansonsten das Buch bewerte, dann möchte ich zunächst positiv festhalten, dass sich der Inhalt mit gewissen Themen wirklich intensiv und authentisch beschäftigt hat. Was mich dabei sehr überrascht hat, war der Teil zu American Football, wobei wir das wahrscheinlich auch auf andere Sportarten in den USA beziehen können. Auch wenn Cam deutlich anzumerken ist, dass er für diesen Traum lebt, aber sein nüchterner Blick auf diese Zukunft war extrem interessant und ich habe wieder viel gelernt. Was mir auch wieder bewiesen hat, dass es so viele goldene Welten gibt, die so reizvoll erscheinen, aber die genauso ihre schlimmen Schattenseiten haben. Aber es passte auch zu Cam, das Ganze nicht rosarot zu sehen, denn er ist generell ein wirklich wunderbarer Charakter gewesen. Für ihn würde ich sofort den roten Teppich ausrollen, denn er ist sehr empathisch, auch wie er gegenüber Payton für Imogen eingestanden ist, er sucht immer alle Perspektiven, bringt viel Verständnis ein und wirkt dabei dennoch herrlich linkisch und lebensbejahend. Sehr großes Ja! Zu Cam!!!! Payton hat mir als Figur aber auch gefallen. Da wir aber ausschließlich in ihrer Perspektive waren, war es natürlich mit deutlich mehr Ecken und Kanten. Dazu war sie durch ihren Schicksalsschlag natürlich auch zuerst in einem tiefen Loch und hat eine sehr düstere Stimmung verbreitet. Aber es war alles im Charakter konsequent ausgearbeitet und es war spannend, sich mit ihr gemeinsam rauszuarbeiten. Zudem fand ich speziell ihre Gefühle bezüglich ihres Gewichts und dann in einem Bundesstaat zu landen, in dem gefühlt alle halbnackt unterwegs sind, sehr nachvollziehbar, denn viele waren und sind auch meine eigenen Gedanken. Dementsprechend war es manchmal auch beängstigend, wie nah es für mich war, aber das hat für mich auch unterstrichen, dass die Autorin entweder aus eigener Erfahrung geschrieben oder richtig gute Betaleser hatte. Gerade auch die intimen Szenen und wie lange sich Payton schwer getan hat, sehr, sehr gut gemacht. Dementsprechend wundert es auch wenig, dass Payton und Cam für mich im Buchbereich bislang dieses Jahr DAS Paar waren, was mich doch am meisten angezogen hat. Dennoch hat „Break Through my Defense“ auch gewisse Schwächen. Ich habe das Tempo als etwas zu eilig empfunden. Ich hätte mir an der Stelle eher gewünscht, dass zwischendurch mal ein Zeitsprung drin ist, denn gerade der Trauerprozess und wie schnell sich dann auch die Beziehung zwischen Cam und Payton entwickelt hat, das wäre mit mehr Zeit realistischer gewesen. Was für mich auch nicht ideal passte, das war die Darstellung von Kat (oder Cat). Sie ist für mich als Figur nicht richtig ausgearbeitet worden. Dass sie ihre Freundin wieder in Tennessee haben wollte, das war ja logisch, aber ansonsten fand ich sie so eindimensional. Denn ich habe es auch nicht so wahrgenommen, dass sie Payton eine schlechte Freundin war, ganz im Gegenteil und dann war sie auf einmal so egoistisch und es gab nicht mal ein Gespräch, um das richtig auszuräumen. Auch wenn es mit Betty natürlich eine neue Figur gab, die die Rolle der Freundin ideal ausgefüllt hat, aber es wirkte zu sehr ersetzt. Aber Betty war an sich toll gemacht, ebenso bin ich gespannt, wie es bei Imogen weitergeht, wenn sie ihr eigenes Buch bekommt. Die Darstellung von Football auch mit dem Leidenschaftlichen Mitfiebern kam rüber. Insgesamt ist in der Autorin wirklich viel Potenzial drin, denn ich war für so ein erstes Buch schon sehr, sehr angetan. Fazit: „Break Through My Defense“ hat mich wirklich wunderbar unterhalten und dabei auch sehr dunkle Themen angepackt und es mit Würde und Authentizität gestaltet. Cam war als Figur echt ein Goldstück, aber ich mochte auch seine Chemie mit Payton unglaublich gerne. Die Mängel sind dann etwas auf der stilistischen Ebene, aber für die Zukunft auch leicht auszuräumen.

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