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Buchdoktor

Posted on 21.7.2024

Samantha Arthur lebt mit Mutter und Schwester Elena auf einer der San Juan Inseln zwischen Vancouver Island und dem US-Staat Washington. Sam arbeitet in der Cafeteria der Fähre, die die Inseln umrundet; gemeinsam mit Elena versorgt sie ihre unheilbar kranke Mutter. Als Sam von der Fähre aus einen schwimmenden Bären erblickt, wird ihr erneut bewusst, dass Menschen sich an dieser Küste als Eindringlinge im Revier wilder Tiere befinden. Als Kinder hatten die Schwestern in der Heimat der Küsten-Salish paradiesische Freiheiten; Wale und Delphine kreuzten vor der Küste in Sichtweite. Die Schwestern waren schon immer Außenseiter in einer Region, die von sehr wohlhabenden Touristen lebt. Keine von ihnen weiß, wer ihr Vater ist, Mutter und Töchter arbeiten in prekären Jobs ohne Krankenversicherung. Hoffnung gibt den Mädchen allein der Plan, dass sie eines Tages die Insel verlassen und es besser haben würden. Die Realität besteht kurz nach dem Corona-Lockdown 2020 aus Kreditkartenschulden und unbezahlten Arztrechnungen, die für Sam jedoch nichts anderes bedeuten als ein Stapel Papier. Vor dem Verlassen der Insel müssten die Schulden bezahlt sein. Das Auftauchen eines weiteren Bären am Holzhaus der Familie befeuert ein schier unlösbares Problem, als das ungewöhnlich große, kräftige Tier die Paneele des einfachen Hauses abreißt, das kaum stabiler als eine Gartenlaube ist. Dass unklar bleibt, ob es sich es sich um eine Cinnamon-Variante von Schwarzbären oder einen kräftigen Grizzly handelt, lässt offen, ob der Bär nicht allein symbolische Bedeutung hat. Die Bärensichtung mitten im Ort wird von den Schwestern den Behörden gemeldet; das sichere Verhalten gegenüber den oft dreisten Tieren lernt man im pazifischen Nordwesten schon im Kindergarten. Die Bären-Managerin Madeline, die die Arthurs beraten soll, macht allerdings keinen vertrauenswürdigen Eindruck, so dass die Schwestern in ihre erlernte Haltung zurückfallen, dass Behörden noch nie etwas Sinnvolles geleistet haben. Der Bär, der sich am Haus der Arthurs den Rücken scheuert, tritt als Katalysator auf, der den Schwestern verdeutlicht, dass ein wildes Tier in ihrem Vorgarten eines ihrer geringeren Probleme ist. Wenn man überzeugt ist, niemandem trauen zu können - ein absurdes Szenario. Während Elena sich um unbezahlte Arztrechnungen sorgt und die Mutter täglich schwächer wird, eskaliert die Situation … Fazit Julia Phillips gibt einen berührenden Einblick in prekäre Lebensverhältnisse, in denen Krankheit den Bankrott bedeuten kann, vor der Kulisse einer Landschaft, deren Bewohner theoretisch ein sorgenfreies Einkommen aus dem Tourismus haben könnten.

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