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sursulapitschi

Posted on 21.7.2024

Ich habe schon lange kein Buch mehr so aufgesogen, was abgefahrene Geschichte. Da ist eine Frau im Ausnahmezustand. Eigentlich war sie mit ihrem Liebsten auf einem geheimen Wochenendtrip, von dem seine Ehefrau nichts ahnt, als er plötzlich verstirbt. Sie ist alleine mit dem Toten, bei dem sie offiziell gar nicht sein dürfte und allein mit dem Schock und der Trauer. In Briefen an die Ehefrau versucht sie zu rechtfertigen, warum sie tat, was sie dann tut. Es ist nicht richtig, sogar unfair, übergriffig und grenzüberschreitend, trotzdem versteht man sie ganz und gar und leidet mit. Sie analysiert messerscharf, gnadenlos selbstkritisch, selbstironisch und so absolut treffend und erzählt dabei gleichzeitig ihre Liebesgeschichte, die mehr war als eine schnöde Affaire. Eigentlich ist das eine ganz einfache Idee, dennoch so unglaublich schräg und unglaublich traurig. Eine total verrückte Ausnahmesituation, die immer absurder wird und trotzdem durch und durch plausibel präsentiert wird. Diese Frau dreht durch, aber man kann sie verstehen. Der Stil ist umwerfend, eine geniale Mischung zwischen flapsig und poetisch, geht einem nahe, hat bei all der Trauer aber auch humorvolle Momente. Das Lesen macht Spaß, obwohl die Geschichte todtraurig ist. Einen Hauch Empörung im Namen der Ehefrau hatte ich im Hinterkopf, aber sie macht deutlich, dass verzweifelte Situationen verzweifelte Maßnahmen erfordern. Ich habe ein neues Lieblingsbuch erwischt, schrecklich, aber auch irgendwie schön, herzzerreißend, total verrückt und mit einer feinen Prise tröstlichem Kitsch. Tolles Buch! Ich bin geflasht.

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