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mabuerele

Posted on 18.7.2024

„...Es war ein kalter, aber trockene Märznachmittag, als Charly am Westufer des Loch Ness entlang in Richtung Norden zuckelte...“ Charly hat eine Anstellung als Hufschmiedin in Kirkby. Dummerweise hat Marlin aber bisher nicht mitbekommen, dass seine Nachfolgerin eine Frau ist. Die Autorin hat erneut eine abwechslungsreiche Geschichte im kleinen schottischen Ort Kirkby angesiedelt. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Das zeigt sich schon in dem gekonnten ersten Schlagabtausch zwischen Charly und Marlin. „...Bei allem Respekt, Sir, Sie machen mir nicht den Eindruck, als würden Sie so viel mehr Körpergewicht als ich auf die Wage bringen...“ Charly hat ein heftiges Päckchen mit an ihre neue Arbeitsstelle gebracht. Bisher war sie als Hufschmiedin in verschiedenen Ländern tätig, obwohl ihr großer Clan sich der Seefahrt verschrieben hat. Doch das Meer ist Charly suspekt. Es dauert seine Zeit, bis ich die Ursache erfahre. Sehr ausführlich wird an passenden Stellen Charlys Arbeit als Hufschmiedin beschrieben, die von Marlin kritisch beäugt wird. Charly kann und will sich nicht unterbuttern lassen. „...Ich verstehe Ihr Problem nicht, Mr. Fraser. Ich will Ihnen weder Ihr Förmchen wegnehmen noch Ihnen eins mit dem Rechen über den Schädel ziehen...“ Na gut, nach letzterem wäre ihr gerade! Als Charly einen Spaziergang mit ihrer Eselin Penny unternimmt, rettet sie zwei Hunde aus einem Fuchsbau. Die gehören dem Zahnarzt Brodie. Der schätzt die Situation völlig falsch ein. Er hält sie für eine Landstreicherin. Natürlich macht das im Ort sofort die Runde. Es dauert, bis Brodie erkennt, in welch Fettnäpfchen er getreten ist. Dafür hat er übrigens ein Talent. Es sollte nicht das letzte sein. Nach außen hin wirkt Brodie wie geleckt. Seine Anzüge sind maßgeschneidert. Aber auch er versteckt dahinter ein bitteres Erleben. Wie immer ist in dem kleinen Ort eine Menge los. Das sorgt für den ausgezeichneten Unterhaltungswert des Buches. Fast alle Bewohner spielen im Laufe der Handlung eine Rolle. Dazu gehört dann auch der eine oder andere Blick in die Vergangenheit. Aber auch an der Zukunft wird gearbeitet. Isla und Ainslee sind hochschwanger. Dass gerade eine dramatische Geburt Charly und Brodie erkennen lässt, dass ihre Vorurteile auf keinen Fall zutreffen, war so nicht zu erwarten. Ein ausführliches Personenverzeichnis, ein original schottisches Rezept, eine Karte von Kirkby und einige Hintergrundinformationen vervollständigen das Buch. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin geht behutsam mit ihren Protagonisten um. Sie lässt ihnen Zeit, Vertrauen aufzubauen und sich zu finden.

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