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rosenrot

Posted on 15.7.2024

Tauchgang durch die Jahrhunderte Das Echo der Gezeiten ist ein bemerkenswertes Buch mit einer faszinierenden Geschichte. In dem Roman werden zwei Frauenleben über die Jahrhunderte hinweg miteinander verwoben. Tilla ist eine junge Frau in den 1950er Jahren und träumt von einem Leben unter Wasser, inspiriert von ihrem Vorbild Lotte Hass. Dabei geht sie mutig und entschlossen vor und dies gegen jedwede gesellschaftliche Erwartung. Ihr Durchsetzungsvermögen ist beeindruckend, was sie für mich zu einem unglaublich spannenden Charakter machte. Die Beschreibung der Tauchgänge war außerordentlich lebendig und mitreißend, genauso wie ihre Herausforderungen in einer männerdominierenden Welt der Archäologie. Besonders hat es mir die Entdeckung des legendenumwobenen Schiffswracks angetan – Geschichtszeugnisse welche einen an die Verwirklichung von Träumen glauben lassen, wenn man nur entschieden daran glaubt und bereit ist dafür zu kämpfen. Der zweite Zeitstrang handelt von Nes Dorn im Jahre 1633. Diese flieht mit ihrer Mutter auf die Nordseeinsel und dort werden sie in die Gemeinschaft der Beginen aufgenommen. Jedoch erfahren sie auch dort Misstrauen und Vorurteile. Nes war für mich auch ein interessanter Charakter, ihre Entschlossenheit die Familie zu verteidigen und das Schicksal der verschwundenen Kinder aufzuklären haben mich unglaublich gefesselt. Die Erzählung ihrer Geschichte ist unglaublich dramatisch und packend, insbesondere als sie ihre eigene Familiengeschichte entdeckt und die zunehmende Bedrohung durch die Inselbewohner sich immer mehr zuspitzt. Rebekka Frank schildert dabei bildhaft die Naturgewalten des Meeres, sowie die ruhige und stürmische Seite der Nordsee. Die Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen sind dabei fließend und erzeugen eine konstante Spannung. Der Autorin gelingt es meisterhaft die Ängste und Hoffnungen der beiden Protagonistinnen rüberzubringen und so fiebert man als Leser durchgängig mit. Mir ist besonders die detaillierte und sehr liebevolle Ausarbeitung der Nebencharaktere in Erinnerung geblieben. Gerade Tillas Oma Frieda mit ihrem wachen Verstand und ihrer mütterlichen Art hat mir sehr gefallen. Der Roman besticht durch seine lebendigen Charaktere und beeindruckenden Beschreibungen. Hier wird auf besondere Weise das Meer als Element zwischen den Zeiten gewählt und seine besondere Verbindung zu den Menschen. Kleines Manko waren für mich die teilweise spannungsarmen Längen, aber dennoch ein gutes Buch über zwei starke Frauen und die wilde Schönheit der Nordseeküste.

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