Profilbild von wandanoir

wandanoir

Posted on 11.7.2024

Polarisierung überlagert gesunden Menschenverstand Dr. Manfred Berg ist Professor für Amerikanische Geschichte an der Universität Heidelberg. In angenehm unwissenschaftlicher Sprache und chronologisch lose entlang der Präsidentschaften (von den Präsidenten bekommt Lyndon B. Johnson am meisten Raum) führt Manfred Berg durch einen großen Teil amerikanischer Geschichte. Dabei kommen alle Themen, über die Dissens in der Gesellschaft besteht oder die Problemfelder aufmachen, aufs Tapet: zum Beispiel - die Dauerblockade politischer Prozesse, - die jeweiligen Feindbilder der Liberalen und der Konservativen,-- der Big Sort, - repressive Wahlgesetze, - der Vertrauensverlust in die politisch-elitäre Riege, - die antikommunistische Hysterie, - die Black-Power- „als politische Botschaft jedoch lief Black Power im Kern auf den Bruch mit der weißen Gesellschaft und der Gewaltlosigkeit hinaus“, - der White Blacklash, - Einwanderung und demografischer Wandel, „Einwanderung und demografischer Wandel waren zu popularisierenden Identitätsfragen der amerikanischen Politik geworden“, -die Globalisierung, - Frauenrechte/Recht auf Abtreibung versus Schutz des Lebens, - -Culture war, - Campus-Kriege, - Rights Revolution, - Waffenkultur: gun rights vs. gun control „Der Baum der Freiheit muss von Zeit zu Zeit mit dem Blut von Patrioten und Tyrannen begossen werden“ (Th. Jefferson), - Mass shootings, - amerikanische Hybris „Die Amerikaner mochten sich nachträglich einreden, das ihre Regierung sie in einen unnötigen Krieg hineingelockt hatte, aber die Mehrheit glaubte Bush auch deshalb, weil sie ihm glauben wollte“ (Irakkrieg), - um nur einige Themen zu nennen, samt der dazugehörigen umstrittenen Gesetzeswerke und – Gesetzesvorhaben. Der Kommentar und das Leseerlebnis: Dass man ohne sich der einschlägigen wissenschaftlichen Nomenklatur zu bedienen, ein politisches Sachbuch schreiben kann, beweist Manfred Berg aufs Feinste! Er kann komplexe Zusammenhänge formulieren, ohne eine Univorlesung daraus zu machen. Ich wusste, dass es geht, hatte aber bis dato keinen Autorenbeweis! Hier ist er! Dieses Werk ist trotzdem anspruchsvoll, in keiner Sekunde langweilig und äußerst informativ. Und man versteht es problemlos. „Das gespaltene Haus“ bietet keine Lösungen an, wie man aus dem Freund/Feind-Denken und Gegeneinander-Kämpfen wieder herauskommt, zeigt jedoch leider, dass es schlimmer um den Westen steht als angenommen! Politiker und Volk haben den gesunden Menschenverstand zugunsten einseitiger Parteinahme fallengelassen! Wo soll das nur enden? Reißen wir uns doch wenigstens hier am Riemen und arbeiten miteinander an der Lösung von Problemen und nicht gegeneinander. Dazu gehört in allererster Linie, dass man miteinander spricht und nicht Kontakte cancelt, weil sie unbequem sind. Fazit: „Das gespaltene Haus“ ist mein zweites Lesehighlight dieses Jahr und bietet auch versierten Zeitungslesern und Amerikakennern noch neue Details. Ich würde auch zehn Sterne vergeben und Ich gebe eine Leseempfehlung! Kategorie: Sachbuch: Amerikanische Gegenwarts-Geschichte Verlag Klett-Cotta, 2024

zurück nach oben