Wedma
Selten so viel bei einem Sachbuch gelacht, geschmunzelt und gelächelt! Und so viele wissenswerte Dinge in Sachen italienisches Essen erfahren! Echt grandios! Es geht gleich gut los: Das Erste Kapitel mit dem Untertitel „Die italienische Küche ist noch keine fünfzig“, ist in der Hinsicht sehr aufschlussreich. Der Autor stellt die These auf: „Die italienische Küche, wie wir sie heute kennen, ist in den 1970er und 1980er Jahren entstanden.“ Er argumentiert nicht nur sachkundig, er erzählt uns seine kurze Geschichte der italienischen Küche. Diese historische Retrospektive fand ich echt kennenlernenswert. Dazu noch: Sein Humor macht so viel Spaß, dass es unmöglich ist, das Buch aus der Hand zu legen. Mitunter fand ich nicht nur klare Worte bezüglich der Entwicklung der italienischen Küche. Höchstinteressante, auch schockierende Dinge waren dabei: Im Mittelalter war die Bevölkerung sehr arm und aß, was auf dem Land mit den damaligen Mitteln so erzeugt wurde. Die raffinierten Speisen der Herrschaften aber wurden durch die Straßen getragen (!), damit das Fußvolk so etwas zumindest von der Ferne zu sehen bekommt. Krass, oder? Da gibt es noch so eine These, dass die italienische Küche der Renaissance aufgehört hat zu existieren, so im 17. Jh., da die damaligen italienischen Eliten den Französischen unterlagen und fühlten sich berufen, diese sowohl in der Kleidung als auch in der Art zu speisen nachzuahmen. Und wie wir heute zu der italienischen Küche kommen, wie wir sie kennen, ist nichts anderes, schreibt Grandi, als geschicktes Vorgehen der Marketingspezialisten. Mit vielen Beispielen wurde auch diese These auch glaubwürdig belegt. Jedenfalls ist es kein Wunder, dass das Buch für große Empörung in Italien nach seinem Erscheinen vor einigen Jahren sorgte. Alberto Grandi nimmt die Lügen um die regionale italienische Küche mit langer Tradition so gekonnt sarkastisch aufs Korn! Aber toll beobachtet und prima auf den Punkt gebracht. Es macht echt viel Spaß, seinen Ausführungen zu folgen. Und diese lockere Kommunikation mit dem Leser! Gefällt mir. Auch als Hörbuch wäre es ein Vergnügen, wenn professionell, mit Sinn für Humor, vorgetragen. Hätte ich sofort geholt und gehört. Fazit: Ein Augenöffner, der seinesgleichen sucht. Sehr kennenlernenswert!