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Fina

Posted on 2.7.2024

Gestaltung: Ich finde das Cover des Buches richtig cool, es ist schlicht, aber hat gleichzeitig was besonderes. Der Lachston des Hintergrunds in Verbindung mit den türkisen Elementen ist ziemlich verrückt, aber ein absoluter Eyecatcher. Ich hoffe sehr, dass bald Watch over me übersetzt wird, das Cover passt nämlich wunderbar zu diesem hier und der Klappentext klingt auch sooo gut! Darum geht's: Caitlin fühlt sich mutterseelenallein als ihre Freundin Ingrid sich wie aus dem Nichts das Leben nimmt. Ihr Unverständnis darüber empfindet Caitlin als quälend, sodass sie in dem Tagebuch ihrer verstorbenen Freundin nach Antworten sucht und diese auch findet. Und obwohl sie so erschreckend und aufwühlend sind, gibt es Caitlin auch ein bisschen Heilung und die Chance, Stück für Stück Abschied zu nehmen. Idee/ Umsetzung: Die Geschichte von mir und diesem Buch war unverhofft sehr lustig, obwohl die Thematik des Buches sehr traurig ist. Ich habe begonnen, dieses Buch zu lesen, war sofort gefangen genommen von Nina LaCours Sprache und der bedrückenden Atmosphäre, aber hatte immer mal den Gedanken "Irgendwie kommt dir das bekannt vor". Am Ende war es der Satz "Ich werde immer da sein, wo du auch bist" der Klick gemacht hat. Ich habe damals in meiner Nina LaCour Phase auch dieses Buch gelesen, nur hieß es damals anders und sah ganz anders aus (ich habe euch hier ein Foto gemacht). Dass es sich hierbei um eine Neuauflage handelt, ist völlig an mir vorbei gegangen. Aber letztendlich war ich dankbar, dass es mir einen unverhofften Reread beschert hat. Wir begleiten hier Caitlin, eine Teenagerin, bei ihrem Weg durch die Trauer. Es ist immer furchtbar, einen geliebten Menschen zu verlieren, aber hier kommt dazu, dass Caitlin und ihre Freundin Ingrid so jung sind, es also nochmal schwieriger sein kann, Verlust zu verarbeiten und der Suizid von Ingrid sehr plötzlich für Caitlin passiert. Deshalb war es umso beeindruckender, wie Nina LaCour Caitlins Gedanken darstellt, es ist so viel Schmerz und Unverständnis daraus herauszulesen. Ingrids Geschichte lernen wir in Form von Tagebucheinträgen kennen, die sehr intim sind, aber sich ebenso ungeschönt und echt anfühlen. Wie ihr aus den Themen schon herauslesen könnt, ist diese Lektüre nicht leicht, aber sehr wichtig und atmosphärisch. Die Autorin nimmt sich diesem sensiblen Thema mit sehr viel Feingefühl an und schafft es trotz der Schwere auch eine gewisse Hoffnung und Leichtigkeit einfließen zu lassen - das muss man erst mal schaffen. Charaktere: Die Figuren sind in dieser Geschichte so realistisch gezeichnet, dass es manchmal fast schon erschreckend ist. Caitlin und Ingrid habe ich mich unheimlich nahe gefühlt und habe ihre Gedanken und Emotionen zu 100% nachfühlen können. Die anderen Figuren nehmen den beiden keinen Raum weg, aber sind auch alle so wichtig für die Geschichte und tragen viel zu Caitlins Heilung bei. Die Autorin schafft es sehr gut zu vermitteln, dass es nicht darum geht, einen Menschen zu ersetzen, sondern dass das Umfeld eine große Rolle in der Trauerverarbeitung spielen kann (nicht muss, das ist sehr individuell), und wir uns erlauben können, neue liebe Menschen in unser Leben zu lassen. Das Buch wird mit "Tote Mädchen lügen nicht" verglichen, was hinsichtlich der Thematik natürlich naheliegt. Ich möchte aber nochmal betonen, dass dieses Buch hier nochmal mehr Fokus auf Ingrid legt und mich persönlich mehr emotional einnehmen konnte als es "Tote Mädchen lügen nicht" getan hat. Beide Werke sind eine sehr hilfreiche Stütze, wenn es um Suizidprävention geht, weshalb ich mir wünschen würde, dass "Hold still" häufig als Schullektüre verwendet wird. Ende: Das Ende ist typisch Nina LaCour bittersüß und für die Geschichte perfekt. Ich habe tatsächlich geweint (wie beim ersten Lesen damals vermutlich auch schon) und wurde trotz aller Schwere und Niedergeschlagenheit mit einer Prise Hoffnung und dem Gedanken, wie schön das Leben ist, entlassen. Einfach eine Kunst darzustellen, wie nahe Freud und Leid beieinanderliegen können. Fazit: "Hold still" von Nina LaCour ist eine Neuauflage von "Ich werde immer da sein, wo du auch bist" aus dem Jahr 2017. Das heißt alle Leseratten, die ungefähr in meinem Alter sind, kennen dieses Buch möglicherweise aus ihrer Jugend. Das sollte aber niemanden davon abhalten das Buch (nochmal) zu lesen, denn es ist so berührend und so wichtig. Ich habe mich abermals vollkommen in der Geschichte verloren und liebe Nina LaCours Bücher für ihre bittersüße Note. Bitte, lieber Fischer Verlag, übersetzt noch mehr Bücher der Autorin.

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