mabuerele
„...Lean schnellte hoch. Das kam von draußen. Von wegen Traum – jemand war im Garten. In ihrem Garten. Das Herz trommelte ihr gegen die Brust...“ Seit Tagen vermissen Lean und Willin ihren Vater, der mit dem Fischerboot unterwegs war. Die Laute im Garten können nur eins bedeuten: Gefahr. Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben, der in der Mitte des 17. Jahrhunderts angesiedelt ist. Der Schriftstil passt in die Zeit. Er ist sehr vielfältig und stellenweise untersetzt mit Dialekt. Damit hatte ich aber kein Problem. Mir gefällt der trockene Humor und die manchmal überraschenden Wendungen. Lean und Willin gelingt die Flucht durchs Fenster. Aus der Ferne sehen sie, wie ihr Elternhaus niederbrennt. Sie hoffen, bei ihrem Onkel unterzukommen. Als sie sich aber unterwegs vor Reitern verstecken und deren Gespräch belauschen, ist ihnen klar, dass dies keine Option ist. Sie erreichen eine Insel und werden dann auf einem Schiff mit nach Tunis genommen. Der Besitzer kannte ihren Vater und hat ihn geschätzt. Auf dem Schiff lernen sie Limes kennen. Der junge Mann ist ein Markgraf aus Deutschland, will aber die Welt kennenlernen. Seinen Humor mag ich. Auf die Frage nach seiner Herkunft äußert er: „...“Hört man das nicht? Das kleine Kuhkaff ohne Flair, ohne Berge oder Meer? Sagt dir nichts?“ Limes sah zu Lean. „Nein! Berlin. Muss man nicht kennen“...“ Das Leben in Tunis wird sehr ausführlich beschrieben. Lean muss sich daran gewöhnen, dass sie sich als Frau dort zu verhüllen hat. Das ist auch besser so, denn ihre Feinde haben Tunis ebenfalls erreicht. Tunis hat sich durch die dort stattfindenden Gladiatorenkämpfe einen gewissen Ruf erarbeitet. Wer seine Sklaven dort einsetzen kann, hat das Ziel erreicht. Der Besuch ist kostenlos. Das ist allerdings ein raffiniertes Geschäftskalkül. „...Ich habe den Eintritt gespart, lass doch mal wetten. Am Ende verwetten die meisten viel mehr, als sie für den Eintritt gezahlt hätten….“ In Tunis erleben die beiden manch Abenteuer, sei es beim Besuch der verschiedenen Märkte oder bei der Suche nach einem Schiff, das sie aus der Stadt und dem Land bringt. Es gibt ernste Szenen und Stellen, die an eine Satire oder eine Komödie erinnern. Näheres dazu zu schreiben, würde zu viel verraten. Es macht Spaß, die unterschiedlichen Facetten der Geschichte zu entdecken. Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten.