Gilasbuecherstube
Zehn Jahre nachdem sein bester Freund Toni, vor seinen Augen mit dem Auto in eine Schlucht stürzte und tödlich verunglückte, kehrt Hans in seine Heimat Reit im Winkl im Chiemgau zurück. Er will seinen todkranken Vater besuchen, doch er kommt zu spät. Sein Vater ist bereits verstorben und seine Mutter überschüttet ihn mit Vorwürfen. Aber auch bei einigen anderen Bewohnern des Ortes ist Hans nicht willkommen. Hans will gleich nach der Beisetzung seines Vaters den Ort wieder verlassen, doch bevor es so weit kommt, gibt es einen erneuten tödlichen Unfall, bei dem Hans Zeuge ist. Trachtet ihm jemand nach dem Leben? Der Vater von Toni begegnet ihm mit offener Feindseligkeit und gibt ihm die Schuld am Tod seines Sohnes. Gemeinsam mit Oberkommissarin Roxana Mayrhofer versucht Hans herauszufinden, ob auch der Unfall von Toni vor 10 Jahren bereits ein Mordanschlag auf ihn war. Unter dem Namen Mike Landin hat der Autor bereits die Romane „Rote Tränen“ und „Flucht“ herausgebracht. Ich habe beide Bücher gelesen und bin seitdem ein Fan seines Schreibstils. Ich liebe Intrigen und Rätsel, doch eigentlich bin ich keine große Krimi-Leserin. Der Klappentext von „Tod im Chiemgau“ hat mich jedoch gleich neugierig gemacht auf die Geschichte und so habe ich mich mal wieder auf einen Kriminalroman eingelassen. Was soll ich sagen?! Ich habe es nicht bereut. Der Autor machte es mir mit seinem bildhaften und flüssigen Schreibstil leicht, in das Buch einzusteigen. Ich konnte der Geschichte sehr gut folgen und kam schnell durch die Seiten. Wir verfolgen die Handlung aus den Perspektiven von Hans und der Hauptkommissarin Roxana. Mir hat das sehr gut gefallen, denn so lernte ich beide Figuren schnell besser kennen. Hans leidet unter Schuldgefühlen, seit sein Freund Toni in seinem Fahrzeug tödlich verunglückte. Ich konnte seine Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen und mich in ihn hineinversetzten. Michael Lehmann hat definitiv ein Händchen dafür, dafür interessante und authentische Figuren zu erschaffen. Obwohl das Buch relativ kurz ist, sind die Charaktere sehr plastisch und realistisch gestaltet, haben ausreichend Tiefe und sind alles andere als stereotypisch. Die Spannung steigt immer wieder an den richtigen Stellen an und es gibt einige Überraschungen. Besonders gut hat mir die wunderbare Beschreibung der Schauplätze gefallen. Mathias Lehmann hat die Atmosphäre gekonnt eingefangen und ich hatte Reit im Winkl und die Umgebung zu jeder Zeit bildhaft vor Augen. Bis zu Schluss habe ich gerätselt und bin nicht auf die Lösung gekommen. Obwohl das Buch nur 255 Seiten hat, hatte ich nicht das Gefühl, dass etwas fehlt. Im Gegenteil. Es gab keine langatmigen Längen, die das Lesevergnügen getrübt hätten. „Tod im Chiemgau“ ist ein packender und fesselnder Regio-Krimi, der verdiente 5 Sterne erhält und den ich gerne weiterempfehle. Ich würde mich freuen, noch weitere Fälle gemeinsam mit Roxana zu lösen.