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marcello

Posted on 24.6.2024

Tarah DeWitt ist auf dem deutschen Buchmarkt ein Neuzugang und ich war sofort von dem Cover hi und weg. Es sticht definitiv wegen der Farbauswahl ins Auge, aber es wirkt auch sehr romantisch. Fake-Dating ist sowieso als Trope immer wieder gerne gesehen, weswegen ich hier gerne zugegriffen habe. Ich habe „Sterne, die im Sommer tanzen“ als Hörbuch konsumiert. Corinna Dorenkamp ist als Hörbuchsprecherin mir jetzt schon öfters begegnet und sie funktioniert für mich auch immer wieder sehr gut. Sie hat auch die Persönlichkeit von Sage toll eingefangen, quirlig, durchsetzungsfähig, chaotisch und auch das sehr Romantische, war echt gut. Markus J. Bachmann hat mir von der Stimmfarbe her in jedem Fall auch gut gefallen, aber er ist einer dieser Männerstimmen, die beim Nachmachen von Frauenstimmen schnell was lächerlich klingt. Aber es ist wie so oft, man gewöhnt sich daran und nimmt es irgendwann als gegeben hin. Es ließ sich insgesamt also wirklich gut weghören. Was ich bei „Sterne, die im Sommer tanzen“ schnell dachte, das war auf jeden Fall, dass es wie einer der Weihnachtsfilme von Hallmark nur im Sommer ist. Ich hatte sofort durch die ganze Atmosphäre ein ganz klares Bild vor Augen. Mit der ganzen Landschaft, nahe am Meer, dazu Sages eigener Bauernhof, die Kleinstadt mit den verschiedenen Läden und Restaurants und natürlich auch dann, wie eng die Einwohner miteinander sind, im Guten wie im Schlechten und natürlich auch der Wettbewerb. Da ich das in der richtigen Stimmung wirklich immer feiere, hatte das Buch echtes Glück, dass es hier mit dem Sommer, der sich gerade endlich näher anfühlt, die ideale Jahreszeit ist, um von den langen Nächten und all den damit verbundenen Gefühlen zu träumen und sich einfach wohlig warm zu fühlen. Dennoch war ich jetzt nicht rosarot verblendet, denn es gab auch Teile, die ich mir noch etwas besser vorgestellt hätte. Aber nehmen wir erstmal nochmal die Figuren. Bei meiner Bewunderung zu Dorenkamp ist wohl schon durchgeschienen, dass ich Sage als Figur sehr mochte. Sie war auch mit so vielen Details ausgestatte und man hat gleich gemerkt, sie ist eine liebe Person. Zurecht hat sich zwar auch eine Diskussion über die Wahrnehmung des ‚netten Mädchens‘ ergeben, weil nette Menschen gerne schon mal ausgenutzt werden, aber Sage hat für mich so den idealen Mittelweg, denn sie ist ohne Frage nett, aber beispielsweise auch mit so vielen Brüdern aufzuwachsen und so jung die Eltern zu verlieren, das hat sie auch härter auf das Leben vorbereitet und dementsprechend fand ich Sage keinesfalls naiv. Sondern wirklich genau richtig. Fisher ist da der, der mehr Ecken und Kanten hat, was ich nicht schlecht fand, aber ich fand seine Geschichte weniger intuitiv ausgearbeitet. Burnout hin und her, aber es fühlte sich für mich nicht genug greifbar an. Auch im Nachgang, wenn alle Karten offen auf dem Tisch liegen, fehlte mir da der völlige emotionale Zugang. Was auch etwas schade war, dass das Fake-Dating sich so schnell auflöste. Das habe ich jetzt auch schon öfters beobachtet, ein Buch arbeitet mit dem Motto, aber es wird nur als kleiner Zwischenschritt genutzt und dann schon wieder vorbei. Dabei hat Fake-Dating ganz viele Reize, die so natürlich nicht völlig ausgespielt werden. Andererseits muss ich auch sagen, dass Sage und Fisher als Paar schnell ein Miteinander finden, was auch sehr gut funktioniert. Sich da das halbe Buch einzureden, es sei nur eine Zweckgemeinschaft, das hätte irgendwann nicht mehr gepasst. Mir hat im Miteinander speziell gefallen, wie Fisher für Sage eingestanden ist, indem er auch gegenüber den anderen im Ort klar gemacht hat, was sie für tolle Eigenschaften hat und sie wiederum hat ihn mit ihrer Art, ihrem Garten und dem ganzen Obst und Gemüse, wieder zu seinem Kern als Koch hingeführt. Auch die Dramaebene war genau angemessen. Dass Indy auch für Fisher so eine wichtige Rolle eingeräumt hat, das war sehr nachvollziehbar angesichts der Geschichte. Dementsprechend war es auch für beide Seiten nachvollziehbar, was zwischen ihnen steht, zumal Sage ja quasi selbst eine Indy war und es so besser als jede andere verstehen konnte. Das Ende ist daher genau richtig. Aber eins hätte ich doch gerne ausführlicher gehabt: Den Wettbewerb. Da hatte ich mir echt einige spannende Szenen vorgestellt. Auch wenn es am Ende genau richtig irgendwie war, aber lieber ein paar andere Passagen was kürzer gehalten und dafür mehr Wettbewerb. Fazit: Tarah DeWitt hat mich mit ihrem Debüt in Deutschland auf jeden Fall zu unterhalten gewusst. Ich hätte mir bei „Sterne, die im Sommer tanzen“ zwar ein paar Aspekte gerne etwas anders ausgemalt, aber es war das perfekte Kleinstadt-Feeling, es passt genau in die Stimmung der Jahreszeit und die beiden als Paar haben tatsächlich ein paar Sterne zum Tanzen gebracht.

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