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marcello

Posted on 17.6.2024

Die gemeinsame Buchreihe von Anabelle Stehl und Nicole Böhm wurde ursprünglich mit zwei Bänden angekündigt. Nach dem zweiten Band hatten wir zwar einen Punkt erreicht, mit dem man durchaus leben konnte, aber dennoch fühlte es sich so an, als ob noch einmal große Baustellen möglich wären. Im Grunde könnte man die Geschichte ohnehin um Kapitel um Kapitel erweitern, denn wir wissen selbst, dass das persönliche Wachsen niemals aufhört, aber nachdem ich den zum Glück noch geschriebenen dritten Band gelesen hatte, wurde mir klar, ja, das fehlte noch, jetzt ist es runder. Die einzige Perspektive, die ich vielleicht etwas ausklammern möchte, ist die von Ariana, denn ich denke, dass sie als Figur schon wirklich an einem Punkt war, an dem sie mit sich im Reinen war. Den beiden Autorinnen ist für sie zwar auch nochmal was eingefallen, was ich auch spannend war, aber es war für sie als Charakter nicht nochmal der Meilenstein, den die drei anderen bekommen haben. Aber Ariana gehört zu den vier dazu und es ist eigentlich ohnehin immer wieder wunderschön, wie selbstverständlich sie nach einem SOS zusammenkommen und dann diese gemeinsamen Freundschaftsmomente genießen können. Das emotionalste Thema war aber sicherlich das von Tyler. Es war in Band 2 schon der große Schritt, es seiner Gruppe anzuvertrauen. Aber es ist noch einmal etwas ganz anderes, es mit einem weiteren Kreis zu teilen und vor allem die Person, die den Missbrauch begangen hat, für ihre Taten verantwortlich zu erklären. In dem Zusammenhang fand ich sogar den großen Streit zwischen Tyler und Shae sehr wertvoll, weil diese beiden Figuren sich so viel bedeuten und das unterstrichen hat, wie solches Trauma auch sich liebende Menschen belasten und auseinandertreiben kann. Umgekehrt fand ich es aber auch extrem interessant, wie Tylers Beziehung dargestellt wurde. Ich musste bei Lily ein wenig an Sophia Thiel denken, die ihre Geschichte auch ausgiebig über Social Media geteilt hat. Lily ist nun keine Hauptfigur, weswegen ich es auch okay fand, sie irgendwann sich selbst zu überlassen. Aber dennoch fand ich es bewundernswert, wie Lily und Tyler an einen Punkt kamen, an dem nichts mehr ging. Erwachsene Geschichten in diesem Punkt findet man doch so selten, deswegen bin ich dankbar. Generell muss ich auch sagen, dass die zentralen männlichen Hauptrollen auch wirklich toll geschrieben sind. Seien es auch Cam und Casey, aber auch Oliver. Sie sind völlig unterschiedlich als Typus, aber unterm Strich tolle Unterstützer, sehr sensibel und einfach zum Schwärmen. Auch wenn die vier eigentlich immer alles unter sich aufgeteilt hatten, aber Shae wirkte ein wenig wie die zentrale Stimme, wahrscheinlich auch weil sie die sehr persönliche Verbindung zu der Agentur hat und immer ihrem Onkel geschrieben hat. Als wäre sie daher eine Erzählerin, die noch über allem steht. Sie also noch einmal durch so eine Selbstrealisierung zu schicken, war in jedem Fall sehr wertvoll. Es wurde sicherlich etwas übertrieben, wie sie sich überall einmischte, weil mir das bis dato nicht als so negativ aufgefallen ist, möglicherweise, weil ich auch selbst ein ganz ähnlicher Typus bin. Aber dennoch war es das richtige Mittel, damit Shae auch ihre Rolle in der Agentur hinterfragen konnte. Ich fand es dann auch gut, dass ihre Beziehung zu Cam nicht mehr herausgefordert wurde. Letztlich haben wir dann noch Evie und besonders bei ihr sind auch die diversen Projekte immer gut festzumachen, sei es das Umweltprojekt, sei es Missbrauchsopfern eine Stimme geben, weil sie mit ihren Fotoideen noch einmal eine ganz eigene Note hinzugibt. Letztlich ist es aber dann doch vor allem ihr Verhältnis zu ihrer Sexualität, das noch einmal ausgiebig besprochen wird. Das ist ein noch so seltenes Thema in diesem Bereich und ich fand es toll umgesetzt, vor allem weil es nicht überhastet erzählt wurde, damit Evie quasi ‚geheilt‘ ist. Generell kann man da auch Tyler noch hinzunehmen, der auch noch einen weiten Weg vor sich hat, aber Band 3 hat es geschafft, dass ich endgültig sage, die sind alle auf einem guten Weg, die bekommen das jetzt hin. Fazit: Ich fand die „Let’s Be“-Reihe wirklich sehr wertvoll, weil sie das besondere Gefühle der Freeform-Serie „The Bold Type“ wunderbar auf die Seiten gezaubert hat. Die Reihe fühlt sich jetzt in allen Aspekten rund an und ich habe die finalen Abenteuer der vier mit Anhang noch einmal sehr genossen!

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