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Gabriele

Posted on 15.6.2024

Robert Wright, Doc genannt, ist ein Abenteurer. Seit Jahrzehnten verbringt er jeden Winter auf einer Forschungsstation in der Antarktis. In diesem Jahr wird er von zwei jungen Geowissenschaftlern begleitet. Auf einem gemeinsamen Ausflug trennen sich die drei und jeder muss für sich allein ums Überleben kämpfen. Doc bezahlt das mit einem Schlaganfall. Dieses Buch ist in drei Teile aufgeteilt. Nach dem spannenden Abenteuer erleben wir Lesenden mit, wie der Schlaganfall die ganze Familie betrifft. Anna, Professorin auf Lebenszeit, muss ihr Leben Hals über Kopf verändern, sich um ihren Mann kümmern und nebenbei ihren Beruf auf die Reihe bringen. Die erwachsenen Kinder mischen sich zwar ein, aber wenig hilfreich. Zusätzlich will Docs Arbeitgeber, das Institut, natürlich herausbekommen, was auf dem Eis und im Sund geschehen ist. Doch Doc hat eine Aphasie und kann sich nicht mehr verständlich äußern. Im dritten Teil kann er wieder laufen und besucht eine Gruppentherapie, um wieder kommunizieren zu können. Auch wenn es nicht so schnell vorwärts geht, wie sich alle erhofft hatten, sind Fortschritte zu verzeichnen, die den Kranken wieder Lebensmut geben. Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt. War der erste Teil noch so spannend, dass ich kaum zu lesen aufhören konnte, habe ich im zweiten Teil sehr viel über die Pflege eines Schlaganfallpatienten und die daraus resultierende Verzweiflung gelernt. Der Beginn des dritten Teils hat sich etwas gezogen, es wurde jedoch deutlich, wie sehr die Aphasiebetroffenen in ihrem Körper eingesperrt sind und was das mit ihnen macht. Interessant fand ich den Aufbau des Buches. Die titelgebenden Teile sind durch passende Trennungen zwischen den Abschnitten gekennzeichnet: Stürzen /, Liegen _, Stehen |. Der Autor wechselt in dabei die Perspektive. Steht anfangs noch das Abenteuer der Männer im Mittelpunkt, fokussiert er den Mittelteil auf Anna, die Hauptpflegende. Im dritten Teil bekommt man eher einen Eindruck davon, wie es den Erkrankten geht. Mit wenigen Worten erschafft Jon McGregor eine dichte Atmosphäre und hat mich als Leserin unmittelbar in die Situation hineingezogen. Ein besonderer, vielfältiger Roman, den ich uneingeschränkt empfehlen kann!

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