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Sofia :)

Posted on 29.5.2024

Vielen lieben Dank an lübbe und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider. Aufmachung: Das Cover gefällt mir wirklich gut. Auf den ersten Blick erinnert es mich mit der Pilotenbrille und der Farbgebung an „Daisy Jones & the Six“ von Taylor Jenkins Reid. Die ersten Assoziationen bei dem Cover waren bei mir gleich Roadtrip- oder Rockstar-Romance und beides passt ja recht gut auf den Inhalt. Meine Meinung: Zuerst habe ich mich richtig auf dieses Buch gefreut, weil der Klappentext nach einer unterhaltsamen, sommerlichen Lovestory klingt. Dann habe ich jedoch mehr und mehr Kritik darüber gelesen, und irgendwie schwand meine Lesemotivation dann immer mehr dahin. :‘D Aber das Buch war ja immer noch ein Rezensionsexemplar und den Film mit Anne Hathaway wollte ich auch noch sehen, also habe ich „The Idea of You“ dann doch noch eine Chance gegeben und versucht, möglichst neutral an die Sache heranzugehen. Auf den ersten ca. 100 Seiten war ich dann tatsächlich auch positiv überrascht. Man begleitet die Protagonistin dabei, wie sie für ihre Kunstgalerie arbeitet, sich mit ihrem Exmann wegen ihrer Tochter abstimmen muss und diese dann auf ein Konzert von August Moon begleitet und dort zum ersten Mal auf Hayes Campbell trifft. Dabei lernt man Solène zunächst als starke Frau kennen, die Karriere und Tochter unter einen Hut bekommt. Wie sie sich dann die ersten Male mit Hayes trifft, entwickelt sich zwischen den beiden eine süße Liebesgeschichte, die die Protagonistin und den Leser auf Wolke Sieben schweben lässt, die aber gleichzeitig von all den Geheimnissen, die die beiden umschwirren, überschattet wird. Mit fortlaufender Handlung war ich jedoch mehr und mehr angenervt von dem Buch, was vor allem an zwei Punkten lag: 1. Die Protagonistin: Während ich sie zu Beginn noch als starke, schlagfertige Frau wahrgenommen hatte, hat sich das im Laufe der Geschichte komplett gewandelt. Zum einen hat sie immer mehr Kommentare von sich gegeben, die ihre internalisierte Misogynie gezeigt haben. Dem Ganzen die Krone aufgesetzt hat jedoch folgender Absatz: „Oliver runzelte die Stirn, drückte seine Zigarette aus und zog Charlotte auf seinen Schoß. ‚Charlotte, du kennst mich doch. Models sind wie Sahnebonbons. Erst hält man sie für eine tolle Idee, besonders im Urlaub. Aber sobald man sie im Mund hat, fällt einem wieder ein, dass sie widerlich süß sind und einem an den Zähnen kleben bleiben. Außerdem haben sie keinen wie auch immer gearteten Nährwert… Aber als Schaufensterdeko sind sie natürlich klasse.‘ Noch nie hatte ich eine treffendere Umschreibung gehört. Wir lachten lange.“ (S. 160/427) Dass eine männliche Figur so über Models spricht – okay. Daraus kann man was machen. Aber dass die Protagonistin dem zustimmt? Ich dachte, wir sind lange über so etwas hinweg? Ich dachte, wir sind alle girl´s girls? Darüber hinaus hat es mich auch immer stärker genervt, dass sie Hayes´ Alter wirklich – ohne zu übertreiben! – auf jeder Seite anspricht. Der Altersunterschied zwischen den beiden scheint für Solène ja wirklich schlimm zu sein. Da verstehe ich dann aber nicht, weshalb sie sich entweder nicht nähergehend damit auseinandersetzt, sondern stattdessen immer nur wieder erwähnen muss, dass er ja so jung ist, oder aber das Ganze einfach gleich sein lässt. Ich finde es ja gut, wenn das Alter in age gap-Romances angesprochen wird – totgeschwiegen werden sollte das alles auch nicht. Aber darüber auf jeder Seite regelrecht zu jammern? Das ist mir auch zu viel. 2. Es passiert einfach nichts. So. Mehr kann ich dazu nicht sagen, denn es passiert wirklich nichts – außer, dass die Protagonisten Sex haben, wenn sie sich sehen, und Solène ansonsten über den Altersunterschied und darüber, dass ihre Tochter ja nichts davon erfahren darf, jammert. Das war´s. Das macht das Buch natürlich nicht nur unheimlich langweilig – zumal die Sexszenen auch alle irgendwie gleich ablaufen –, sondern auch sehr vorhersehbar. Alle Konflikte, die das Buch eventuell haben könnte – allen voran natürlich die Sache mit Solènes Tochter, aber auch das, was um Oliver herum geschieht, wie die Musikindustrie Frauen behandelt und allgemein Feminismus –, werden allerhöchstens mal angeschnitten, wenn überhaupt; im Falle des Feminismus geschieht ja, wie erwähnt, gerade das genaue Gegenteil. Weiter thematisiert, geschweige denn gelöst, werden diese Konflikte jedoch nicht. Selbst der größte Konflikt, die Beziehung zwischen Solène und Hayes und wie diese enden könnte, wird nur unzufriedenstellend behandelt. Das Buch hätte so viel mehr sein können, aber das Potenzial wird nicht ansatzweise ausgeschöpft. Normalerweise habe ich in den meisten meiner Rezensionen, selbst zu Büchern, die ich schlecht fand, immerhin noch wenigstens eine Kleinigkeit an Lob übrig. Aber „The Idea of You“ hat den Vogel wirklich abgeschossen. Nicht einmal Hayes konnte hier irgendetwas retten, wie Solène auch hat er die Persönlichkeit eines Toasters, von den unzähligen, austauschbaren Nebenfiguren einmal ganz zu schweigen. Dass das Buch eine einzige shit show ist, hat dann folgender Satz gegen Ende bestätigt (hier eine kleine Spoilerwarnung; es ist nichts Inhaltliches, aber ich verrate trotzdem ein winziges Detail aus ca. der Mitte des Buches): Irgendwo mittig erzählt eines der Bandmitglieder (ich weiß schon nicht mehr welches, sie waren für mich irgendwie alle gleich) Solène, Hayes habe, als er sie das erste Mal gesehen habe, über sie gesagt, er möchte gerne ihren Mund f*cken. Und jetzt passt auf: „Sie [die dreizehnjährige Tochter der Protagonistin] lachte. Ein strahlendes, fröhliches, selbstbewusstes Lachen. Sie war zwei Wochen zuvor ihre Zahnspange losgeworden und zeigte es aller Welt. ‚Unglaublich.‘ Hayes drehte sich zu mir um. ‚Sie hat deinen Mund.‘ Ich warf ihm einen Blick zu, und er wandte sich ab. Wir sprachen das Thema nie wieder an.“ (S. /427) IST DAS NOTWENDIG???? NEIN!!!! Den Film werde ich mir trotzdem ansehen, der soll ja doch ein bisschen besser sein. Fazit: Das Buch könnt ihr euch wirklich sparen. Frauenhass selbst bei der Protagonistin, weirdes Verhältnis zum Alter, selbst für eine age gap-Romance, gar kein Inhalt, viel (schlecht geschriebener) Sex, und Protagonisten mit der Persönlichkeit eines Toasters (beide zusammen). 1/5 Lesehasen.

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