Kitty Catina
Auf diesen Roman bin ich nur durch eine Empfehlung gekommen und ich muss sagen, ich habe es nicht bereut, ihn gekauft zu haben, denn obwohl er feministisch angehaucht ist, ist er dennoch sehr sensibel und zeigt anhand drei verschiedener Frauenschicksale, wie man dieses Thema auch ohne Männerhass und radikaler Ansichten, umsetzen kann. Dennoch war ich deshalb nicht immer derselben Meinung, wie die jeweiligen Erzählerinnen, was aber auch nicht schlimm ist. Dabei begleitet man die drei Frauen immer im Wechsel und kann lesen, wie sie versuchen, auf ganz unterschiedliche Art und Weise, mit ihrem Schicksal umzugehen, ob es die Anklage zur Hexe ist, das Nichterfüllen des Rollenbilds der jungen Frau in den vierziger Jahren oder die Flucht vor einer toxischen Beziehung in der heutigen Zeit. Vor allem aber geht es um Gewalt an Frauen, Misshandlung, Vergewaltigung und Unterdrückung, wobei die Autorin aber auch kein Blatt vor den Mund genommen hat und einfach draufgehalten. Zwar werden damit ein typische Probleme der jeweiligen Zeit angesprochen, aber gerade das macht den Roman und eben diese Probleme so leicht zu verstehen und anschaulich. Ich habe jedenfalls mit allen drei Frauen mitgelitten und mich über jeden Fortschritt, jedes kleine Bisschen Freude und Hoffnung gefreut. Schön fand ich auch, dass sowohl Altha, Violet als auch Kate miteinander verbunden sind, genauso wie die Verbundenheit mit der Natur, die immer wieder eine große Rolle spielt und die Atmosphäre, welche die Autorin richtig gut eingefangen hat. Gleichermaßen mochte ich die drei Frauen selbst, deren Stärke, Wissbegierde und dass sie alle ihren Weg gehen, auch, wenn ihnen viele Steine in den Weg gelegt werden. Egal, ob sie abgelehnt werden, wie Violet, verrufen, wie Altha oder eingesperrt und misshandelt, wie Kate, alle drei kämpfen sich durch. Dennoch wurden sie auch recht individuell gezeichnet und jede von ihren hat ihre Eigenheiten. So wächst die selbstständige und unabhängige Altha allein bei ihrer Mutter auf, was zu ihrer Zeit eher ungewöhnlich ist. Violet ist mit ihren sechzehn Jahren ein Wildfang, tierlieb und wissbegierig, aber auch sehr unbedarft und unerfahren. Kate hingegen ist ein eher ruhiger Charakter, anfangs noch recht unsicher und muss erst wieder lernen, unabhängig zu sein. Eins haben aber alle drei gleich und das ist ihr Mut. Was ich an diesem Roman ebenfalls sehr interessant fand, war der Schreibstil, denn Emilia Hart hat für jede der drei Frauen eine andere Erzählperspektive gewählt, was anfangs sehr gewöhnungsbedürftig für mich war. Während Althas Kapitel nämlich aus der Ich-Perspektive im Präteritum geschrieben sind, gibt es bei Violets Kapiteln einen personellen Erzähler im Präteritum und bei Kates Kapiteln wiederum einen Ich-Erzähler im Präsens. Ansonsten ist der Schreibstil aber wirklich gut zu lesen, flüssig und bildlich. Außerdem hat es die Autorin geschafft, jeder Zeitebene ihren eigenen Charakter zu verleihen. Alles in allem mochte ich dieses Buch wirklich gern und die Geschichten der Frauen haben mich sehr berührt. Der feministische Ansatz ist auch gut gelungen, genauso wie die Charaktere. Ebenfalls fand ich den Schreibstil gut. Ich kann ihn also durchaus weiterempfehlen.