hyperventilea
Spannende Grundidee, etwas verwirrend erzählt „Die Waffe veränderte etwas in ihm. Es war, als wäre ein Schleier zur Seite gezogen worden. Plötzlich sah er mit neuen Augen auf die kommenden dreißig Tage.“ Kommissar Eddie Feber ermittelt in einem besonderen Fall. Ein Verbrecher, genannt „der Nachtläufer“, überfällt und bedroht nachts Menschen und hinterlässt am Tatort mysteriöse Zahlen auf gelbem Zetteln. Bisher haben alle Opfer überlebt, aber Eddie ist sich sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis jemand ermordet wird. Daher muss er den Täter dringend überführen. Ob Eddie den Kampf gegen die Zeit gewinnt? Autorin Karin Fossum schreibt aus unterschiedlichen Perspektiven, so schildert sie Eddies Fortschritte bei den Ermittlungen, lässt aber auch an den Gedanken des Täters teilhaben. Der unkomplizierte, klare Sprachstil liest sich eigentlich ohne Probleme. Dass nicht durchgehend chronologisch erzählt wird, hat mich allerdings manchmal irritiert. Den durchaus interessanten Figuren kommt man als Leser kaum nahe. Ermittler Eddie Feber ist von Verbrechen und Verbrechern fasziniert, was ihm selbst nicht ganz geheuer ist. Er ist es als Vater von acht Kindern gewohnt, andere zu beschützen. Auch bei viel Trubel behält er meist die Nerven. Eddie wirkt alles in allem nicht unsympathisch, aber richtig gut kennen lernte ich ihn nicht. Auch der Nachtläufer war für mich nicht recht greifbar. Obwohl er seine Gedanken ausführlich schildert und auch sein familiärer Hintergrund gründlich dargelegt wird, kam ich nicht genau dahinter, was ihn eigentlich antreibt. Eine gruselige Vorstellung, dem Nachtläufer schutzlos ausgeliefert zu sein und nicht zu wissen, was als Nächstes passiert. Eddie Feber bringt auf den Punkt, was den Nachtläufer so gefährlich macht: Er ist ein Dieb und „stiehlt Sicherheit“. Das ist wirklich eine spannende Grundidee mit Gänsehautfaktor. Trotz der eigentlich klaren, atmosphärischen Sprache, hat mich der Krimi aber oft etwas verwirrt. Ich ging häufig von für mich eigentlich eindeutigen Tatsachen aus, die sich aber dann doch ganz anders gestalteten. Das verunsicherte mich. Die Autorin legt bewusst falsche Spuren, erzählt nicht durchgehend stringent, um mit unterschiedlichen Wendungen zu überraschen. Für mich ging das Konzept allerdings nicht immer auf. Durchgehende Spannung wollte sich nicht aufbauen und auch der Rätselfaktor fehlt komplett, da von Anfang an klar ist, wer der Nachtläufer wirklich ist. Für mich unterm Strich ein interessantes, aber nicht hundertprozent gelungenes Krimiexperiment.