Profilbild von Gabriele

Gabriele

Posted on 27.5.2024

Szenen einer Ehe In diesem Buch kämpft eine Frau wie eine Löwin um ihren Ehemann, der sich in eine Jüngere verliebt hat. Er entzieht sich nicht nur der Angetrauten, sondern auch der Verantwortung gegenüber den Kindern um eines Tages wieder reuevoll zurückzukehren. Nachdem wir das Lamento seiner Frau überstanden haben, lernen wir im zweiten Teil des Buches seine Sicht der Dinge kennen. Er ist inzwischen 74 Jahre alt und sorgt sich um die Gesundheit seiner Frau. Die hält eisern das Zepter in der Hand, während er ausgesprochen unsicher wirkt. Als die beiden aus dem Urlaub zurückkehren, finden sie eine böse Überraschung vor, die ihn nochmal in seine Vergangenheit eintauchen lässt. Im dritten Teil kommen die Kinder zu Wort, die sich ganz unterschiedlich an alles erinnern. Mich hat das Buch positiv überrascht und auch ein wenig irritiert. Denn nach dem Kampf der Frau, die schließlich aufzugeben schien, lernte ich plötzlich ein glücklich erscheinendes Ehepaar kennen. Da dachte ich noch, es würde sich um unterschiedliche Kurzgeschichten handeln. Aber weit gefehlt: die beiden waren wieder zusammen gekommen. Am eindrücklichsten fand ich die Erzählung des Mannes (was vielleicht daran liegt, dass es von einem männlichen Autor stammt). Der hat sich sehr egoistisch verhalten und kaum darüber nachgedacht, was sein Fortgang für die Kinder bedeutete. Vor dieser Katastrophe hatten die Kinder einfach zum Leben dazu gehört: „Wir hatten sie bekommen, und somit waren sie da.“ Der Schreibstil ist lebendig und zeigt teilweise mit einem Augenzwinkern auf, was das Leben bereithalten kann. Es ist deutlich herausgearbeitet, wie sehr die Vergangenheit in die Gegenwart hineinspielt und dass man sich dem kaum entziehen kann. Die Charaktere sind eindringlich geschildert, sodass man nicht lange suchen muss, um Menschen mit ähnlichen Eigenschaften zu finden. Mich hat das Buch so gut unterhalten, dass ich es innerhalb kürzester Zeit ausgelesen hatte.

zurück nach oben