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Fina

Posted on 24.5.2024

Gestaltung: Hierzu gibt es bei diesem Buch eine interessante Geschichte. Zuerst wurde dieser 2. Band passend zur Optik von "Magie und Milchschaum" entsprechend der US-Cover angekündigt. Recht bunte, verspielte Cover mit einer prägnanten Schrift und ohne Figuren. Dann wurde das Cover plötzlich geändert und weitestgehend an das UK-Cover angepasst, was sich vor allem auf Figurenillustrationen stützt. Im Nachgang wurde nun auch nochmal das Cover von "Magie und Milchschaum" verändert. Meine beiden Ausgaben passen jetzt überhaupt nicht zusammen, aber ich kann beiden Gestaltungen etwas abgewinnen. Hätte ich von Beginn an wählen dürfen, hätte ich mir direkt die illustrierten UK-Cover gewünscht, aber so sind die beiden ein wilder Mix in meinem Regal, was dem Lesevergnügen aber natürlich keinen Abbruch getan hat. Übrigens irritiert mich der Untertitel mit den "Kartoffeln" etwas, weil Kartoffeln in meinen Augen gar keine große Rolle gespielt haben, sondern eher Gebäck aller Art, aber das sei mal dahingestellt. Darum geht's: Vor Magie und Milchschaum gehörte Ork Viv der Bande Rackam's Raben an, in der sie als Kriegerin und Kopfgeldjägerin durch die Lande zog. Bei einem Kampf wird sie allerdings schwer am Bein verletzt und sucht in dem kleine Örtchen Murk Unterschlupf. Während sie darauf wartet, dass ihre Wunden heilen, lernt sie so manchen Bewohner des Ortes kennen, unter anderem die Rättin Fern, die einen niedlichen, aber heruntergekommenen Buchladen führt. Mit vereinten Kräften bringen sie den Laden wieder auf Vordermann und geraten zudem noch in sonderbare Machenschaften der Erzfeindin von Rackam's Raven... Idee/ Umsetzung: Was ich an Magie und Milchschaum so geliebt habe war die heimelige Atmosphäre, den Fokus auf den Genüssen des Lebens (Kaffee!) und Freundschaft sowie zarter Liebe. Ich war etwas skeptisch, ob der Autor das ein zweites Mal mit ebenso viel Zauber umsetzen kann, aber es gab gute Voraussetzungen. Das Örtchen Murk ist jedenfalls eine wunderbare Kulisse für Vivs Abenteuer hier und stand dem Setting im 1. Band in nichts nach. Auch hier haben wir einige ausgewählte Bewohner des Ortes, die wir kennen- und recht schnell lieben lernen. Hierzu gehören Rättin Fern und ihr Gryphet Potroast (eine interessante Mischung aus Hund und Eule) sowie Bäckerin Maylee. Als Projekt hat Viv diesmal kein Kaffeehaus, sondern Ferns Buchhandlung im Blick, was sich schon sehr ähnelte. Auch hier geht es um die Planung der Restaurierung, Bauarbeiten und das Aufmöbeln der Innengestaltung. Viv möchte anpacken und stellt auch hier (mehr oder weniger freiwillig) ein kleines Team zusammen, mit dem sie dem Buchladen neues Leben einhaucht. Die Atmosphäre war wieder sehr cozy und hat mir ebenso gut gefallen wie im ersten Band. Die Geschichte ist ruhig erzählt und plätschert vor sich hin. Im ersten Band hat mich das gar nicht gestört, weil ich so fasziniert war von der ganzen Stimmung des Buches. Hier gab es manche Passagen, die ich etwas langatmig fand. Das wurde, je weiter die Handlung voranschritt, immer seltener, aber gerade zur Hälfte des Buches zog es sich ein kleines bisschen. Vielleicht hätte man einige Szenen rauskürzen können. Der Autor macht noch einen 2. Handlungsstrang auf, der mit einer verfeindeten Kriegerin mit übernatürlichen Mächten und einigen Knochen zu tun hat, den ich sehr spannend fand. Dieser unverkennbare Balanceakt aus gemütlicher Wohlfühlatmosphäre und spannenden Momenten der Magie und des Kämpfens machen für mich diese Subgenre der cozy Fantasy absolut aus. Die Geschichte hat mich nicht wirklich überraschen können, aber was so originell und heimelig erzählt, dass die Lektüre einfach ein Genuss war. Zudem bekommt das Thema des Lesens und der Welt der Bücher hier einen besonderen Stellenwert, da Viv von Fern immer wieder Lektüren bekommt, über die sie sich unterhalten. Kleine Passagen sind manchmal abgedruckt (was ich nicht unbedingt gebraucht hätte). Aber wie liebevoll und leidenschaftlich der Autor über das Lesen und Eintauchen in neue Welten spricht begeistert sicherlich jedes Leserherz. Charaktere: Die Figuren waren allesamt wieder schrullig und gleichzeitig sehr liebenswert. Insgesamt kommen sie nicht ganz an meine Liebe zu den Figuren aus Magie und Milchschaum heran (dafür habe ich Tandri und Cal zu sehr geliebt), aber besonders Fern, Gallina und Maylee sind auch sehr süß. Der Autor schafft es sehr gut, die High Fantasy Figuren laut, bunt und ein bisschen nervig zu zeichnen, was sich gleichzeitig liebenswert macht. Viv bringt ihre besonnene und ruhige Art mit rein, wodurch sich in vielen Dynamiken zwei Pole ergeben, zwischen denen einen ordentlicher Schlagabtausch vorprogrammiert ist. Die Spezies, zu denen die einzelnen Figuren gehören, werden dabei meistens nur am Rande erwähnt und spielen sonst keine große Rolle, hier sind alle gemeinsam stark. Was ich nicht gebraucht hätte, war die kleine Liebelei zwischen Viv und einem anderen Charakter (übrigens auch wieder eine queere Lovestory), da ich aus dem Sequel ja schon weiß, wie es weitergeht. Aber besonders störend war das jetzt auch nicht, es sei einfach nur erwähnt. Ende: Das Ende war interessant und hat einen sanften Übergang zu Magie und Milchschaum geboten, sodass man die Bücher meiner Meinung nach auch gut in ihrer chronologischen Reihenfolge lesen könnte: Erst Bücher und Barbaren, dann Magie und Milchschaum. Für mich ist dieser Zweiteiler nun wunderbar so, wie er ist. Ich würde mir aber sehr wünschen, dass der Autor weitere cozy Bücher mit neuen Figuren schreibt. Fazit: "Bücher und Barbaren" ist ebenfalls wieder ein sehr gelungenes cozy Fantasy-Werk, das für mich etwas hinter Magie und Milchschaum zurückbleibt. Das Setting und die Figuren sind wieder ganz wundervoll, nur hat es nicht ganz den Zauber des ersten Bandes gehabt, sodass einige Passagen etwas langatmig waren. Ich bin mir aber recht sicher, das Fans des ersten Bandes wieder ihre Freude mit diesem Buch haben werden, sodass ich eine Leseempfehlung für alle cozy Fantasyfans ausspreche!

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