Ceciliasophie
Mich konnte Martha’s Vineyard bei einer Tour an der Ostküste der USA vollkommen verzaubern. Es ist wirklich eine unglaublich idyllische Insel mit einem absoluten „Friede, Freude, Eierkuchen“-Flair. Und ebendiese Atmosphäre erhoffte ich mir auch von „The Summer of Broken Rules“. Ich mochte sowohl Meredith als auch Wit echt gerne. Meredith, die mit spürbarem Schmerz ihre Schwester vermisst, versucht sich selber etwas ins Leben zurückzukämpfen und Rituale nicht zu vergessen, sondern neue Erinnerungen neben den wundervollen mit ihrer Schwester zu schaffen. Sie ist witzig, sehr familienorientiert und nicht auf den Kopf gefallen. Wit ist charmant und humorvoll, bleibt aber ein bisschen blass neben Meredith. Eigentlich mag ich Insta Love als Trope überhaupt nicht, Meredith und Wit aber sind jedoch so nett zusammen geschrieben, dass es mir zwar aufgefallen ist, aber nicht so stark stört wie in anderen Büchern mit diesem Trope. Nichtsdestotrotz fehlte mir etwas die Grundlage, es ging für mich ein Ticken zu schnell zwischen den beiden. Es gibt durch das Aufeinandertreffen mehrerer Familien zur Hochzeit eine Fülle an Charakteren. Für meinen Geschmack wurden zu viele namentlich erwähnt, die eigentlich keine Relevanz für die Geschichte hatten. Der Stammbaum zu Beginn der Geschichte war zwar hilfreich, aber es waren dennoch viel zu viele Namen und Informationen über Personen, die für die Geschichte eigentlich vollkommen irrelevant waren. Es ist zwar toll, wenn Autor:innen mit einer solchen Akribie arbeiten und selbst Nebencharaktere auftauchen, die sonst im Hintergrundrauschen untergehen würden, aber eben diese Akribie fehlte dann doch ein kleines bisschen bei der Verbindung von Meredith und Wit. Das Spiel fand ich eigentlich ganz witzig und auch die Ernsthaftigkeit, mit der fast alle gespielt haben. Es war ein guter Aufhänger, damit Meredith und Wit als Team agieren können und die Stunts fand ich tatsächlich für ein eher jugendliches Buch ganz amüsant umgesetzt. Was mich jedoch irritierte und ab und an aus meinem Lesefluss riss war die Sprache, die häufig im krassen Gegensatz zur Atmosphäre stand. Wie erhofft ist diese nämlich sehr sommerlich und eher positiv aufgeladen. Das Buch passt ans Meer oder gut zu einem Eis, der Sommer tropft förmlich von den Seiten und die Stimmung ist sehr fröhlich und ausgelassen. Und eigentlich passt der Schreibstil auch gut zu der Atmosphäre, immer wieder gibt es Beschreibungen des Flairs, der sommerlichen Umgebung oder von Aktivitäten der Jahreszeit wie dem Entspannen am Strand oder Baden im See. Dann jedoch stolpert man immer wieder über Beschreibungen des Spiels „Killer“, die sehr kriegslastig sind und überhaupt nicht zum Rest der Geschichte passen. Es wird abgeschossen, eine Waffe auf Zielpersonen gerichtet, eliminiert, gekillt oder ähnliches. Irgendwie hat mich das doch immer mehr gestört. Interessant wäre für mich nur, ob es an der Übersetzung liegt und es im Original vielleicht mehr untergeht, aber die Differenz im Deutschen fand ich schon eher groß. Trotz kleinerer Schwächen bleibt es ein Sommer-Buch, das mich gut unterhalten konnte.