marcello
Morgane Moncomble ist für deutsche Fans mit der neuen „Season“-Reihe zurück und eine so lange zusammenhängende Reihe war bislang noch nicht ihr Stil, weswegen ich doch sehr gespannt war, was uns nun erwartet und die Benennung nach Jahreszeiten fand ich in jedem Fall sehr ansprechend. Ich hatte mich wirklich unheimlich auf die Reihe gefreut und bin daher nach dem Herbst-Abenteuer nun etwas ernüchtert. Ich bin immer begeistert, wenn Autoren und Autorinnen mal etwas Neues wagen und ich finde auch, dass sich Moncomble bislang auch schon sehr ausgetobt hat. Immer andere Länder, andere Settings, auch unterschiedliche Stufen, was die Emotionalität geht. Man weiß also im Vorfeld wirklich nie, was man von der französischen Jungautorin wohl diesmal bekommt, aber eigentlich ist es immer Unterhaltung. „A Fall to Forgive“ war jetzt keinesfalls nicht unterhaltsam, aber es war auf eine Art und Weise doch schon wieder zu ungewöhnlich und dann auch in sich nicht konsequent genug, um mich von der Stilistik zu überzeugen. Mit dem Prolog war ich eigentlich noch voll in Ordnung, denn wir haben Einblicke in eine Vergangenheit, durch die klar wird, dass unsere Protagonistin Camelia Opfer von Mobbing geworden ist, weil sie Lou, der in den Fängen von Rory und seiner Clique war, zu nahe gekommen ist. Das war sicherlich mal ein interessanter Ausgang, aber danach kam alles ganz anders. Ich find es auch nicht verkehrt, dass Moncomble aus dem Buch quasi eine Detektivgeschichte gemacht hat. Das war eigentlich auch das, was mich hat weiterlesen lassen, weil Krimis/Thriller bei mir hoch im Kurs stehen. Aber die ganze Ausgangssituation war mir einfach unsympathisch. Mit dem Zeitsprung stehen wir wieder bei Null und ich habe mich unfassbar schwer getan, Verbindungen zu den Figuren zu entdecken. Camelia wäre eigentlich so die gewesen, bei der ich ursprünglich gedacht hätte, dass sie mein Kompass in der Geschichte wird, aber dem war nicht so. Ich fand sie zwar nicht unsympathisch, aber sie war für mich überhaupt nicht wirklich ausgearbeitet. Da sich die ganze Reihe um die Blumenmädchen-Gruppe dreht, hätte ich es angemessen gefunden, wenn die Freundschaft der Mädels auch richtig ergründet wird. Wenn man so verteilt in der Welt lebt, muss einen doch etwas zueinander ziehen. Die Freundschaft einfach als gegeben hinnehmen, ist mir da zu wenig. Aber so willkürlich wie diese Beziehungen wirkten, so kam dann auch Carmelias ganzes Verhalten rüber. Mal war sie voller Hass und auf Krawall gebrüstet, dann wiederum war sie furchtbar naiv und leicht zu manipulieren. Eine Sache, die für sie und Lou auch gleichermaßen gilt, ist dazu, dass die Elternbeziehung jeweils als sehr schlecht dargestellt wird. Doch es gibt keinen direkten Kontakt, bei beiden Figuren nicht. Wenn ich solche Beziehungen habe, die meine Charaktere so nachhaltig geprägt haben, dann muss ich sie auch ergründen, sonst verstehe ich meine Figuren nicht. Lou umgekehrt hat es für mich auch auf vielen Ebenen nicht besser gemacht. Seine Beziehung zu dem Freundeskreis im Allgemeinen ist schon suspekt, aber speziell diese seltsame Beziehung zu Rory… Ich fand das wirklich abstoßend und es ging auch das gesamte Buch eigentlich darum, wie viel sie geteilt haben und dass Lou zwar vielleicht nicht alles wusste, was Rory getan hat, aber mehr als genug und trotzdem hat er ihm quasi den Boden vor seinen Füßen geguckt. Diese kranke Beziehung dominierte die Handlung doch so sehr, dass ich das langsame Annähern von Carmelia und Lou gar nicht richtig wahrnehmen konnte. Da hat für mich nichts geprickelt, das war eher zäh und keine Liebesgeschichte, für die ich begeistert eine Fahne schwenken würde. Bei dem Detektiv-Anteil muss ich zwar sagen, dass er eindeutig der stärkste Teil des Buchs war, aber man muss auch sagen, dass der Kreis der Verdächtigen so knapp gehalten worden ist, dass ich schon im Verdacht hatte, dass da noch etwas im Busch ist. Ich bin nicht auf die finale Lösung gekommen, was gut war, aber da hat man schon gemerkt, dass es für Moncomble (noch) nicht das Alltagsgeschäft ist. Fazit: Bei „A Fall to Forgive“ habe ich doch mehrfach mich gefragt, ob ich vielleicht einen falschen Inhalt zwischen die Buchdeckel bekommen habe. Man macht sich vorher so seine Gedanken, aber ich habe wirklich überhaupt nicht das bekommen, was ich erwartet hatte. Die Geschichte war durch den Detektiv-Anteil auf jeden Fall mit einer guten Idee ausgestattet, aber ansonsten fand ich vieles problematisch. Ich konnte auch mit den Figuren individuell, geschweige denn mit ihnen als Paar etwas anfangen. Deswegen kann ich nur hoffen, dass die anderen drei Geschichten der Reihe ganz anders werden.