sursulapitschi
Ist Religion die Erfüllung oder eine Fessel? Das ist hier das Thema, das von ganz unterschiedlichen Seiten beleuchtet wird. Chanis Geschichte geht nahtlos weiter. Wie pendeln hin und her zwischen London und Jerusalem, als wären es Nachbarstädte. Chani ist frisch verheiratet, aber nach einem halben Jahr noch immer nicht schwanger, dabei liegen ihr alle in den Ohren. Ihre skeptische Schwiegermutter sucht schon mal vorsichtshalber eine neue Braut für das Söhnchen. Rivka versucht sich in ein Leben ohne religiöse Vorschriften einzufinden, stellt aber fest, dass das weitere Kreise zieht, als sie dachte. Und Avromi soll die Jeschiwa in Jerusalem besuchen, hat aber seine Probleme damit. Will er wirklich ein streng religiöses Leben? Das Buch ist wahrhaft erhellend und geht tief. Es erklärt anschaulich, was alles zu einem Leben als streng gläubiger Jude gehört und wie es sich damit lebt. Es gibt Regeln und eine Gemeinschaft, die wie eine große Familie sein kann, die aber auch überwacht, kontrolliert und bestraft. Es braucht Mut und Überwindung, sich davon zu lösen wie Rivka und Avromi. Man bekommt hier alle Seiten nahegebracht und kann sie sogar verstehen. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Es erzählt unterhaltsam und berührend eine Familiengeschichte, die man nicht oft zu lesen bekommt und hat mir eine ganz andere Welt gezeigt. Es wagt auch tatsächlich, die ketzerische Frage zu stellen, ob Religion noch zeitgemäß ist.