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Judith

Posted on 9.5.2024

Immer füreinander da Die Telefonistinnen – Stunden des Glücks – ist der erste Teil einer Trilogie von Nadine Schojer. Dieser beginnt im Jahre 1948, spiel in Köln, und lässt uns teilhaben am Leben und Arbeiten von Gisela, Erna, Hanni, Julia und Charlie. Gisela wartet noch immer auf die Rückkehr ihres Mannes aus dem Krieg, obwohl sie nichts mehr von ihm gehört hat. Vielleicht hofft sie auch eher für ihren Sohn Peter, schwärmt sie doch heimlich für den Finanzchef der Versicherung Anton von Siebenthal. Erna, die Empfangsdame und gute Seele der Versicherung, hofft auf die Rückkehr ihres Sohnes aus Kriegsgefangenschaft und ist für jeden Klatsch und Tratsch zu haben. Hannelore, genannt Hanni, träumt von einer Karriere in der Modebranche, lebt mit Eltern und Geschwistern zusammen und wird von ihrem Vater misshandelt und ausgenutzt. Julia ist neu in der Versicherung und fällt durch ihr Äußeres aus dem Rahmen und hat es bisher nicht leicht gehabt, wurde ausgegrenzt und gemobbt. Sie verfügt über gute Ideen und einen ausgeprägten Geschäftssinn. Als Letzte stößt Charlie zu den Frauen, eigentlich Charlotte. Sie scheint die reiche, verwöhnte Verwandte des Finanzchefs zu sein. Nur warum muss sie denn dann arbeiten? Die Frauen unterstützen sich gegenseitig und sind füreinander da. So entwickeln sich Freundschaften und es wird miteinander gebangt und gehofft. Gerade dieser Zusammenhalt wird wichtig, als sich der Sohn von Gisela bei einem Unglück schwer verletzt und sich die Rückkehr ihres Mannes als Kriegsgefangenschaft als Irrtum herausstellt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Die Handlungen der Protagonistinnen sind glaubwürdig aber leider auch vorhersehbar. Insgesamt fehlt mir hier die Tiefe. Erst im zweiten Teil des Romans nimmt dieser Fahrt auf. Die Nachkriegszeit mit alle ihren Beschränkungen wird authentisch beschrieben und der Wunsch nach einen Neuanfang ist glaubwürdig dargestellt. Die Geschichte ist gut erzählt, doch leider hat mich die Autorin nicht wirklich mitgenommen. Sie hat bei mir – zumindest im ersten Teil – kaum Emotionen ausgelöst und war im zweiten Teil zu vorhersehbar. Für mich insgesamt zu wenig.

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