Fina
Gestaltung: Mein Stand zu diesem Roman ist, dass es sich um eine Neuauflage mit frischem Cover handelt, die vorherige Ausgabe war Schwarz und hatte eine mit Blut gefüllte Tasse auf dem Cover. Mich hat diese neue Gestaltung sehr angesprochen. Die Haustür mit den mit Blut gefüllten Glasflaschen hat etwas ironisch-witziges und ist wesentlich moderner als das alte Cover. Zudem ist die Geschichte auch mit etwas Humor zu verstehen, das alte Kleid war etwas zu düster für meinen Geschmack. Somit bekommt der Roman durch diese TB-Ausgabe sicherlich nochmal mehr Aufmerksamkeit, zumal auf Sky eine Verfilmung folgen soll... Darum geht's: Die Radleys verhalten sich wie eine ganz normale Familie, bis eines Tages Tochter Clara eine Anfall bekommt und einen Jungen aus ihrer Schule versehentlich umbringt. Die Eltern Radley müssen sich ein Herz fassen und ihren beiden Kindern beichten, dass sie abstinente Vampire sind. Was das für Folgen nach sich zieht und wie ihr Onkel Will das Familienleben durcheinanderbringt, dass könnt ihr in "Die Radleys" nachlesen. Idee/ Umsetzung: Ich war sehr gespannt auf diese Geschichte, da Matt Haigs Metier ansonsten keine Fantasygeschichten sind und er fantastische Elemente höchstens mal als Metapher einbaut. Einen Vampirroman aus seiner Feder hätte ich so nicht erwartet. Umso gespannter war ich auf die Umsetzung, da Vampirromane leider immer die Gefahr birgen, etwas trashig zu sein. Den Anfang der Geschichte fand ich sehr unterhaltsam. Wir lernen die Radleys erst einmal kennen, eine gutbürgerliche Familie, ganz klassisch mit Mutter, Vater, Sohn und Tochter in der idyllischen Vorstadt. Es gibt nur einige Details, die etwas stutzig machen, wie der Hautausschlag, den Sohn Rowan bekommt, sofern er seinen hohen LSF vergisst, oder Claras Übelkeit, da sie sich seit kurzem vegan ernährt. Der Anfang ist eher seicht, bis Clara den Jungen aus ihrer Schule nach einer Party anfällt und die Eltern reinen Tisch mit ihren Kindern machen müssen, was wirklich los ist. Wir haben hier immer wieder wechselnde Perspektiven, wodurch wir verschiedene Einblicke in die Köpfe der Eltern, der Kinder oder auch Onkel Will bekommen. Es wird miterzählt, wie mit Vampiren umgegangen wird (abstinenten und nicht abstinenten), dass es bei der Polizei eine extra Sondereinrichtung für Vampirtaten und -morde gibt usw. Der Autor hat sich hier einiges einfallen lassen, und doch bleibt die Geschichte leider etwas Dröge. Ich kann gar nicht genau festmachen, was mich beim Lesen gestört hat. Der Schreibstil ist leicht zu lesen, manchmal hat der Autor einige schöne und treffende Beschreibungen und Metaphern eingebaut, was mir gut gefiel. Aber die Handlung war leider nichts für mich. Im Endeffekt erzählt Matt Haig hier eine sehr klassische 0815 Familiengeschichte, nur dass sie halt Vampire sind. Dies bringt natürlich einige Fragen mit sich, die spannend sein könnten. Trinke ich Menschenblut oder halte ich mich an Tierblut? Kehre ich wieder zur Abstinenz zurück? Wer im Umfeld darf davon erfahren und wer nicht? Auch wenn der Autor sich einigen dieser Fragen annimmt und auch jedes Familienmitglied diese unterschiedlich beantworten würde, hat für mich die Sogwirkung gefehlt. Ich hatte erwartet, dass das Buch das Vampirthema vielleicht eher humorvoll mit einem Augenzwinkern behandelt, aber dafür war es nicht ironisch und humorvoll genug. Nicht Fisch und nicht Fleisch, wie man so schön sagt. Figuren: Die Figuren sind sorgsam ausgewählt, sodass die Radleys immer im Mittelpunkt stehen. Die Konstellation und die Figuren sind recht klassisch und glatt, ich habe wenig Ecken und Kanten finden können. Deshalb waren mir alle leider auch ziemlich egal, ich habe keine emotionale Bindung zu jemandem aufbauen können. Nebenfiguren, wie Rowans Schwarm oder die Polizisten waren in Ordnung, konnten die Handlung aber auch nicht großartig bereichern. Ich glaube mein größter Kritikpunkt betrifft den Plot und die Frage, wohin der Autor mit mir möchte. Was ist das Ziel des Buches? Was ist die Message? Ich weiß nicht genau, in welcher Chronologie Matt Haigs seiner Bücher veröffentlicht hat, vom Plot her würde ich hier tippen, dass es eines seiner ersten Werke war. Die Orientierungslosigkeit der Geschichte hat mich etwas an "Der fürsorgliche Mr. Cave" erinnert. Hier wusste ich leider auch bis zum Schluss nicht, wo das Buch mit mir hinwill und fand es am Ende leider nur völlig sinnlos und bedrückend. Ende: Auch zum Ende kann ich leider nicht viel positives sagen. Ja, der Autor baut einige Wendungen ein, aber diese sind so Hanebüchen und überdramatisiert, dass ich nur noch mit den Augen rollen konnte. Wenn Figuren in Gefahr geraten ist das nur spannend, wenn ich vorher eine Verbindung zu diesen aufbauen konnte, was leider bei niemandem der Fall war. So habe ich das Buch zugeschlagen und habe mich immernoch gefragt: Wozu das ganze? Fazit: Leider war "Die Radleys" für mich wieder ein Roman von Matt Haig, der mich nicht begeistern konnte. Ich glaube, die älteren Werke des Autors sind einfach nicht mein Ding. Der Roman ist glaube ich eine große Geschmackssache, wenn ihr also vom Klappentext angezogen werdet, dann lest doch einfach mal zur Probe rein. Ich für meinen Teil kann leider keine Empfehlung aussprechen, schade!