Fina
Gestaltung: Dieses Buch ist einfach traumhaft schön! Ich liebe die Farbgebung, das Bild von Arthie auf dem Cover sowie die mit Blut gefüllte Teetasse als treffendes Symbol der Geschichte. Unter dem Schutzumschlag hat das hochwertige Hardcover eine silberne Prägung, die ein echter Hingucker ist. Innen drin geht es weiter mit Stadtkarten, hier wurde an nichts gespart. Ich bin schon gespannt, wie Band 2 aussehen wird. Darum geht's: Arthie ist ein Waisenmädchen, das sich in den Straßen White Roarings zu einer gefürchteten sowie mächtigen Playerin unter den Menschen wie Vampiren hochgearbeitet hat. Gemeinsam mit ihrem selbst gewählten Bruder Jin führt sie das Teehaus Spindrift, in dem tagsüber jedermann mit Tee und nachts auch Vampire mit Blut verköstigt werden. Als eines Tages die Garde droht, das Spindrift zu schließen, müssen Arthie und ihre Crew einen riskanten Plan austüfteln, um das Spindrift zu retten... Idee/ Umsetzung: Ich habe noch kein Buch der Autorin Hafsah Faizal gelesen, aber schon sehr viel gutes über ihre Bücher gehört. Sie ist eine gefeierte Stimme der High Fantasy und verspricht, spannende neue Welten zu erschaffen. In "A Tempest of Tea" geht es um eine Welt, in der Vampire unter den Menschen leben. Die Autorin wirft uns hier ins kalte Wasser, was das Worldbuilding angeht. Ich brauchte tatsächlich ziemlich lange, um mich zurechtzufinden. Welche Rolle Vampire in dieser Welt spielen bleibt auch recht lange im Verborgenen, hier heißt es durchhalten. Wir lernen am Anfang die Garde kennen, die dem Widder unterstehen. Das politische System ist hier geprägt durch die Maske, die immer wieder wechselt. So regierte bis vor kurzem der Wolf und nun der Widder. Viel mehr erfahren wir hier aber noch nicht. Das mangelnde Worldbuilding machte es bis zum letzten Drittel etwas schwierig zu folgen. Für meinen Geschmack hätte sich die Autorin hier mehr Zeit nehmen dürfen. Die Reihe ist als Dilogie geplant, vielleicht hätte eine Trilogie hier mehr Zeit gelassen, uns Leser in die Welt Ettenias einzuführen. Der Schreibstil von Hafsah Faizal ist sehr flüssig zu lesen und hat mir gut gefallen, auch wenn ich nicht durchweg gefesselt war von ihrer Erzählweise. Ich habe manchmal nicht ganz so gern zum Buch gegriffen, da ich jedes Mal wieder einige Seiten brauchte, um in der Geschichte anzukommen. Charaktere: Was die Autorin allerdings wirklich gut kann ist Figuren zu zeichnen. Arthie und ihre Crew sind sehr facettenreich, spannend und geheimnisvoll. Hier wird oft der Vergleich mit dem "Lied der Krähen" von Leigh Bardugo gezogen, was ich voll unterstreichen kann. Es liest sich vom Plot her beinahe wie eine Adaption der Krähen. Arthie als Kopf der Bande schmiedet einen ausgeklügelten Plan und alle ziehen mit. Da ist Jin, mit dem Arthie schon seit ihrer Kindheit durchs Leben geht. Matteo, ein Vampir mit viel politischem Einfluss. Flick, die dafür bekannt ist die besten Fälschungen der Stadt anzufertigen. Und ein unbekannter Abkömmling der Garde, der behauptet, Arthie bei ihrem Plan helfen zu wollen. Gemeinsam wollen sie einen gewagten Einbruch vollziehen, um das Spindrift zu retten. Die Autorin bringt uns die Charaktere durch wechselnde Perspektiven nahe und das so gut, dass ich kaum durcheinanderkam mit den vielen Wechseln. Das muss man bei fünf Protagonisten erst mal schaffen, wobei wir meistens aus Arthies und Jins Perspektive lesen. Alle haben einen sehr eigenen, spannenden Charakter, und ich habe sie trotz der leichten Distanz zur Geschichte ins Herz geschlossen. Zwischenmenschlich gibt es die ein oder andere kleine Liebesgeschichte, was mir auch gefallen hat. Bei der Umsetzung ihres Plans weiß man oft nicht, wem man nun vollends vertrauen kann, was für eine unterschwellige Spannung sorgt. Die Figuren sind hier das absolute Herzstück der Geschichte und konnten den langgezogenen Plot und den verwirrenden Einstieg teilweise wett machen. Ende: Das letzte Drittel war geprägt von actionreichen Szenen, schnellen Schnitten durch kurze Kapitel und so manchem krassen Twist. Wäre nur das ganze Buch so gewesen hätte es absolutes Highlight-Potenzial gehabt. So ist mir das Buch durch den tollen Showdown positiv in Erinnerung geblieben und in der Gesamtbewertung im Mittelfeld gelandet. Ich werde wegen des spannenden Endes wahrscheinlich den 2. Band auch noch lesen und erhoffe mir dabei Spannung von Anfang bis Ende und mehr Erläuterungen zur High Fantasy Welt. Fazit: "A Tempest of Tea" versprüht einen ganz eigenen Charme, wenn man bereit ist eine Zeit lang durchzuhalten. Den Anfang empfand ich leider als ziemlich zäh und aufgrund von wenig Worldbuilding teils verwirrend. Das wurde mit der Zeit immer besser, sodass das Ende mit viel Spannung und einem erstklassigen Showdown überzeugen konnte. Wer "Das Lied der Krähen" mochte und wieder Lust auf eine #foundfamily im High Fantasy-Setting hat, der sollte hiervon kosten.