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monsieur

Posted on 2.5.2024

Lenz Koppelstätter, bekannt für seine Krimireihe mit dem Handlungsort Südtirol, entführt seine Leser in "Was der See birgt" diesmal an den Gardasee. Ermittelt wird nicht nur von der Polizei, sondern vor allem von der aufgeweckten Polizeireporterin Gianna Pitti, die für die Zeitung Messaggero di Riva schreibt. Sie ist selbstbewusst, genügsam, ein riesiger Vasco-Rossi-Fan, übt ihren Beruf mit Hingabe aus und lässt sich nicht so leicht übers Ohr hauen. Vielleicht ist sie etwas zu aalglatt für eine Serienheldin, wirkt wie eine x-beliebige junge Frau, und bietet zu wenig Ecken und Kanten, um langfristig das Interesse des Lesers an ihrer Geschichte zu halten. Zumal die eigentliche Kriminalhandlung schleppend in die Gänge kommt, in der ersten Hälfte des Buches gefühlt nur am Rande vonstattengeht. Ein Spannungsbogen existiert nicht wirklich, erst im letzten Drittel des Buches überschlagen sich die Ereignisse, das jedoch wenig raffiniert. Nicht mit einem Netz aus Rätseln und Verwicklungen, sondern mit Giannas Alltagsleben in ihrer Wohnung, dem Café und der Redaktion werden hauptsächlich die Seiten gefüllt. Ebenso begleitet der Leser die Tagesroutine der anderen Charaktere wie ihrem Onkel Francesco Marchese Pitti-Sanbaldi oder Elvira, der Chefredakteurin. Daran ist an sich nichts verkehrt, ein Krimi kann gerne mehr sein als eine bloße Anhäufung von Leichen und Fährten, die zum Täter führen. Aber die Figuren können weitestgehend schlichtweg nicht fesseln, wozu der monotone und triviale Schreibstil des Autors ebenfalls seinen Teil beiträgt. Zudem gelingt es Koppelstätter kaum, den Leser an den Gardasee zu versetzen. Eine Atmosphäre ist nicht spürbar. Insgesamt bietet "Was der See birgt" ein wenig aufregendes Leseerlebnis, wirkt nahezu flüchtig und beiläufig niedergeschrieben. Mit Wohlwollen ist der Krimi gerade noch als eine seichte Urlaubslektüre zu empfehlen.

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