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marcello

Posted on 22.4.2024

Letztes Jahr habe ich Lucy Clarke mit „One of the Girls“ für mich entdeckt und natürlich hat dtv das zurecht auch genutzt, um ältere Bücher neu aufzulegen, so dass ich auch „No Escape“ gelesen habe. Mit „The Hike“ gibt es nun ihr neustes Buch auf dem deutschen Buchmarkt. Eine Autorin sofort anhand ihres Stils erkennen zu können, ist Fluch und Segen zugleich. Denn je mehr man in dieser einen bestimmten Art liest, desto eher passiert es, dass ich mir als Leserin sehr selbständige Gedanken mache und herauszufinden versuche, wie es wohl ausgeht, wenn ich schon Bücher von ihr erkenne. Das sorgt dann natürlich davor, dass ich manches Mal richtig liege, manches Mal nicht, aber alles in allem ist es nicht mehr die völlige Überraschungstüte, wenn man einen Autor ganz neu für sich entdeckt. Daran musste ich mich bei „The Hike“ mehrfach erinnern, denn manchem bin ich auf die Spur gekommen, weil ich für Clarke als Autorin schnell ein Gespür entwickelt habe, aber dennoch ist es nicht der Standard und gleichzeitig muss es auch nicht bedeuten, sie per se vorhersehbar zu empfinden. Denn klar ist auch, es gab auch Wendungen, die ich nicht kommen sah, vor allem in den kleinen Aspekten, was leicht passiert, wenn man nach dem größeren Ganzen schaut. Dann gehen die Details eher schon mal unter. Aber auch wenn Teile für mich durchschaubarer werden, aber ich bin weiterhin ein großer Fan der generellen Stilistik. Für mich bleibt vor allem hängen, auf welche Art Clarke ihre Geschichten über verschiedenen Figuren aufzieht, über ihre Perspektiven mit sehr unterschiedlichen Gefühlen etwas ergründet. Doch dabei passiert auch noch was. Das Tiefenpsychologische geht mit der Spannung einher und es passt wunderbar zusammen. Hier wird es durch die Frauengruppe gelöst, die sich auf eine gefährliche Wanderung in Norwegen einlässt. Ich bin noch nie lange am Stück gewandert, Tageswanderungen sind mein Maximum. Aber ich weiß auch, was innerhalb dieser wenigen Stunden passieren kann, so dass ich das ganze Setting über mehrere Tage hinweg inmitten einer wilden Landschaft sehr passend fand. Ich fand auch die Mischung aus den vier Charakteren sehr angenehm. Man hat gemerkt, dass sie zwar eine Vierergruppe sind, aber dennoch mehr Duos und dennoch gab es auch übergreifende Verbindungen. Auch wenn es gewisse Aspekte gab, die mir nach Beendigung des Buchs zu offen geblieben sind, bei denen ich mir einfach einen runderen Eindruck gewünscht hätte, aber alles in allem waren es sehr gute Figurenzeichnungen mit sehr bodenständigen, familiären und mit Pflichtgefühl ausgestatteten Figuren und dazu eher die Freigeister, die mit Karriere, die sich über Lebensgestaltung ganz andere Gedanken machen. Der Widerspruch aus den beiden Seiten war unterhaltsam, aber ebenso, dass doch jede Figur auf ihre eigene Weise ihre Krise durchgemacht hat. Wir haben neben den Frauen auch noch andere Figuren, die aber allesamt eher dafür da sind, um für Skepsis zu sorgen, weil nicht wirklich ersichtlich ist, ob sie gute Motive haben oder doch wirklich die Gefahr ist, die immer wieder erzeugt wird. Wir haben zwischendurch dann die Perspektive von Leif, die eine sehr wichtige Funktion hat. Sie ist es, die ein Mysterium schon früh erzeugt. Aber wir haben dann eben auch die Frauen, die wiederholt Rückschläge erleben, in Gefahrensituationen geraten und sich auch nicht sicher sind, wem sie vertrauen können. Dieses Achterbahngefühl, dass nach intensiven Gesprächen immer eine Handlung erfolgt, die ans Geschehen bindet, das ist eine wichtige Mischung. Das treibt durch das Buch. Wie gesagt, ein paar Sachen habe ich erahnen können, andere haben mich unerwartet getroffen. Alles in allem ist es nicht ganz „One of the Girls“, aber es ist gleichzeitig doch auch wieder sehr gute Unterhaltung. Fazit: „The Hike“ ist der neuste Streich von Lucy Clarke. Und auch wenn ich ihre Stilistik bis zu einem gewissen Grad entschlüsselt habe, so mag ich den Stil doch auch sehr, so dass ich mich gut durch das Geschehen treiben lassen kann und einfach gut unterhalten werden.

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