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Dreamworx

Posted on 22.4.2024

Manchmal musst du dich von etwas Altem trennen, um etwas Neues zu beginnen. - Unbekannt 1968. Die 19-jährige Edda stammt aus wohlhabendem Hause. Ihre Eltern haben ihre Zukunft schon verplant, doch Edda sehnt sich nach Freiheit und reist nach Paris, um dort für einige Zeit als Au-Pair zu arbeiten. Schon bald hat sie sich eingelebt und neue Freunde gefunden. Student Marcel lässt ihr Herz höher schlagen, allerdings ist der junge Mann voller Zorn und Hass auf alles Deutsche, was die sich anbahnende Beziehung immer wieder schwierig macht und auch in Edda den Wunsch weckt, mehr über ihre Eltern und deren Einstellung zum Nationalsozialismus zu wissen. Bisher sind diese ihr bei Fragen immer wieder ausgewichen, vor allem ihr Vater. Zurück im heimischen Frankfurt entdeckt Edda alte Feldpostbriefe ihres Vaters an ihre Mutter, die in Edda immer größere Fragen und Zweifel hervorrufen und sie diesen nachgeht. Als Marcel sie in Frankfurt besucht und Edda ihm von ihren Entdeckungen erzählt, muss ihre Beziehung durch eine harte Belastungsprobe. Marcel sinnt auf Rache, aber auch Edda muss einige Entscheidungen treffen… Beate Rösler hat mit „Eddas Aufbruch“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der in einer aufgeladenen Zeit in Deutschland verortet ist und sowohl die politischen motivierten Studentendemonstrationen als auch den von der jungen Generation gewünschten gesellschaftlichen Umbruch thematisiert. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lässt den Leser schnell in die vergangene Zeit eintreten und sowohl die Demo gegen den Berliner Schah-Besuch als auch die Ermordung von Benno Ohnesorg hautnah miterleben. An der Seite von Edda reist der Leser mit nach Paris, beobachtet ihr Leben dort und vor allem die wachsende Beziehung zu Marcel, die Edda nachhaltig prägt. Marcels Hass auf alles Deutsche erklärt sich durch den Verlust der Mutter, die von den Nazis bei ihrer Arbeit im Widerstand ermordet wurde, was für Edda erst einen Kampf gegen Windmühlen bedeutet, aber dann zum eigenen Nachdenken und Hinterfragen zwingt. Die Sprachlosigkeit von Eddas Eltern verdeutlicht, wie sehr die damalige Generation eine Wand des Schweigens ob ihres eigenen Engagements in der Nazizeit aufbaute und die nachkommende Generation damit zusätzlich belastete, was die Gruppierung einer kriminellen Gruppe wie die RAF noch zusätzlich begünstigte. Die Autorin lässt den damaligen politischen Hintergrund gut in ihre Handlung einfließen, wenn diese auch teilweise recht langatmig sind und den Lesefluss etwas beeinträchtigen. Die Charaktere sind mit menschlichen Ecken und Kanten versehen und wirken dadurch glaubwürdig und authentisch. Trotzdem kann der Leser keine richtige Nähe zu ihnen aufbauen und folgt ihnen als stiller Beobachter bei ihren Unternehmungen. Edda ist eine junge, sympathische Frau mit großem Freiheitsdrang hervorgerufen durch ihr sehr autoritäres Elternhaus. Sie ist gewitzt, aber oftmals auch sehr naiv, erst unter Marcels Einfluss stellt sie Dinge immer mehr in Frage. Marcel ist ein Mann voller Wut und Rachegedanken, die sich erst spät offenbaren und verdeutlichen, dass ihm die Gefühle anderer völlig egal sind. Eddas Ex-Freund Kai zeigt sich zu Beginn noch als ewiger Student, lustlos, nur auf sein Vergnügen bedacht, doch entwickelt er sich zu einem verlässlichen Mann. „Eddas Aufbruch“ ist durchweg eine unterhaltsame Lektüre über eine Familiengeschichte mit gehütetem Geheimnis sowie der Generation der 60er Jahre mit gut recherchiertem historischem Hintergrund. Die sehr umfangreichen politischen Ausführungen führen leider oft zum Querlesen und zu einer eingeschränkten Leseempfehlung.

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