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mabuerele

Posted on 13.4.2024

„...Diesen Tag habe ich mir so ersehnt, und es gab ja keine Hoffnung, dass Moritz und ich je heiraten könnten. Ich wünschte mir nur, dass seine Mutter mich akzeptieren würde...“ Doch das Schicksal hat es gut mit ihr gemeint. Heute ist Katharinas Hochzeitstag. Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Er bringt die Zeitgeschichte gekonnt auf den Punkt. Es ist der zweite Teil einer Reihe. Obwohl ich den ersten Band nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen. Die wichtigsten Fakten werden im Laufe des Geschehens vermittelt. Dazu gehört vor allem, dass Katharina schon einmal verheiratet war und schuldig geschieden wurde. Ihr erster Mann hat sich lange gegen eine Scheidung gesträubt. Die Hochzeit im Jahre 1957 nutzt die Autorin, um mich mit den Protagonisten und möglichen Konflikten bekannt zu machen. Moritz` Mutter wird auf der Hochzeit sehr deutlich: „...Mein lieber Junge, deine Wahl konnte ich nicht verhindern. Wenn du jedoch erwartest, dass ich mich darüber freue, verlangst du zu viel. Wie man sich bettet, so liegt man, heißt es. Der Tag wird kommen, an dem du den Entschluss zu dieser Ehe bitter bereuen wirst...“ Während ihrer Hochzeitsreise stehen Katharina und Moritz an der innerdeutschen Grenze. Mir gefällt, wie differenziert Moritz die Lage beurteilt. Katharina arbeitet auch nach der Hochzeit weiter. Das ist nicht selbstverständlich, denn ihr Mann könnte es ihr verbieten. Erst als sie schwanger wird, kündigt sie ihr Arbeitsverhältnis. Katharina ist mit Lisa befreundet, einer Sekretärin in ihrem Betrieb. Als sie schwanger wird, lässt sie ihr Freund im Stich. Jetzt zeigt sich, dass die Gesetze in der BRD von Männern gemacht sind. Nicht nur, dass das Einklagen des Unterhalts sehr riskant ist, sie braucht auch für ihr Kind einen männlichen Vormund. Vor ein reichliches Jahr ziehen Moritz und Katharina nach Westberlin. Dort lernen sie Marion und Vera kennen. Marion besitzt eine Buchhandlung. Vera ist ebenso wie Lisa ledige Mutter, lebt aber in Ostberlin. Dort hat sie die gleichen Rechte wie jede Mutter. Außerdem kümmert sich der Vater des Kindes um seinen Sohn. Da sie bei ihrer Schwester in Westberlin arbeitet, kann sie die Vorteile beider Systeme nutzen. Marions Freund Claus lebt auch in Ostberlin. „...Claus will ebenfalls nicht von dort weg, er fühlt sich wohl in dem Kombinat, in dem er arbeitet. Seine Mutter lebt in Eisenach...“ Dann aber wird von einer Minute auf die andere die Grenze zugemacht und die Mauer errichtet. Haben Marion und Claus noch eine Chance, auf ein gemeinsames Leben? Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird deutlich gezeigt, wie die Politik der Nachkriegszeit tief in das Leben der Menschen eingegriffen hat.

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