Ladybug
Thriller mit Zentralthema Kinder Art Mayer und Nele Tschaikowski werden mit einem bizarren Fall konfrontiert. Ausgerechnet die gefeierte Wohltäterin Charlotte Tempel wurde ermordet und bizarr arrangiert im Wald gefunden. Obwohl Art an ihrer Schuld zweifelt, gerät Charlottes Tochter Leo unter dringenden Tatverdacht. Als dann noch eine mysteriöse Cassette auftaucht und eine weitere Leiche gefunden wird, fragt sich, ob Leo Opfer Nummer drei werden soll oder Berlins jüngste Serienmörderin ist. Art ahnt nicht, was auf dem Spiel steht. Mir fiel es diesmal ein bisschen schwer, in die Geschichte zu kommen. Es dauerte ein bisschen, bis die Zusammenhänge so interessant wurden, dass ich komplett gefesselt und im Sog war. Die strategisch gut verteilten Wendungen, die überraschen, ohne erzwungen zu wirken, sind großartig. Dazu die gut gezeichneten Charaktere, die sich treu bleiben, aber dennoch weiterentwickeln – das ergibt einen wirklich guten Thriller. Sowohl das Privatleben von Nele, als auch das von Art werden mit einbezogen und beeinflussen ganz klar das Denken und Handeln der Figuren. Sie alle haben gute und schlechte Eigenschaften, eben realitätsgetreu. Die Erzählperspektive wechselt in den Tonbandaufzeichnungen, die sukzessive eingestreut sind, in die Ich-Form, ansonsten wird aus Sicht der beiden Ermittler in der dritten Person erzählt. Dass Nele schwanger ist, verbindet sie sehr mit Bell, der jungen werdenden Mutter, die diese Aufzeichnungen gemacht hat. Wer Bo ist, ist ebenso unklar, wie die Identität von Bell. Wenn dann so nach und nach Licht in die Zusammenhänge kommt, ist man fassungslos und betroffen. Doch damit nicht genug. Raabe wäre nicht Raabe, würde er dem Ganzen nicht noch eine völlig unerwartete Krone aufsetzen. Erwähnenswert, da wirklich sehr gelungen, sind die Anspielungen auf das aktuelle Zeitgeschehen. Das klappt ohne billige Wertung, dafür aber mit Spotlight. Das gefällt mir enorm. Irgendwie ist es zwar fast schon ärgerlich, dass Klimakleber auch in Thrillern präsent sind, doch hier passt das einfach enorm gut, um realistisch zu wirken. Zudem ist der rote Faden mit der kleinen Milla schon eine Story für sich. Ich liebe diesen Strang sehr! Ich finde gut zwei Drittel des Thrillers genial, doch die anfängliche Zähigkeit und das Gedümpel haben ihre Schatten geworfen, sodass ich die Grundidee zwar besser als den ersten Band finde, insgesamt aber eben doch nicht die vollen fünf Sterne geben kann. Doch vier strahlend helle Sterne werden es und ich bin schon sehr gespannt auf den finalen dritten Band. Ein bisschen Angst habe ich nach den Erkenntnissen am Ende des Buches dann aber auch davor! Vier Sterne!