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schnaeppchenjaegerin

Posted on 6.4.2024

Jule und David sind vor ein paar Jahren aufs Land gezogen und haben mit der Renovierung eines Bauernhauses einen Traum erfüllt. Jule hatte dafür ihre Eisdiele in der Stadt verkauft und arbeitet nun als Caterer für Veranstaltungen in einem benachbarten Gutshof. In dem Dorf fühlt sie sich noch immer fremd und konnte die Stadt-Jule nie ganz ablegen. Der Traum von Kindern hat sich nue erfüllt und die Ehe mit David ist merkbar abgekühlt. Sie sehen sich zu den Mahlzeiten, gucken noch gemeinsam einen Film und teilen sich ein Bett, jedoch nicht mehr ihre Gedanken und Gefühle. Was Jule nicht weiß, ist dass David in der Stadt eine Affäre mit Hellen hat. Hellen ist alleinerziehende Mutter von Zwillingen und Instagramerin, die neugierig auf die andere Frau von David ist und heimlich ein Treffen arrangiert. Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive der beiden Frauen geschildert, während David als verbindendes Element keine eigene Stimme erhält. Jules Sicht aus der dritten Person nimmt dabei mehr Raum ein, ihr Alltag auf dem Land und die Gedanken, die sie sich über ihre Ehe macht, stehen im Fokus. Die Affäre ist jeweils auf wenige Seiten beschränkt und spricht Jule direkt an. Hier spürt man eine unheimliche Faszination, wenn Hellen Jules Leben und insbesondere ihre Ehe analysiert. Es werden vor allem Alltagsszenen beschrieben. Es gibt nur wenig Dialoge oder dynamische Aktionen. Gerade aufgrund Einblicke in völlig normale Leben wirkt die Geschichte so lebensnah und authentisch. Jules Zögern eine lieblose Ehe zu beenden und stoisch an einem Status quo festzuhalten, der weder glücklich noch unglücklich macht, ist dabei genauso verständlich wie Hellens nüchterne Sicht auf die Ménage-à-trois. Mit feiner Beobachtungsgabe wird der Unterschied zwischen Affäre und Betrogener und das Leben auf dem Land und in der Stadt skizziert. Die Geschichte handelt dabei von einer Suche nach Glück, von Enttäuschungen und zerstörten Lebensträumen. Die Zustandsbeschreibung einer Ehe, die vor die Wand gefahren wurde, stimmt traurig, hatten die handelnden Personen sich ihre Leben doch ganz anders ausgemalt und keine wirklich außergewöhnlichen Wünsche gehabt. Die Geliebte scheint der Liebe abgeschworen und den Glauben an eine intakte Familie verloren zu haben "Das leise Platzen unserer Träume" ist der treffende Titel für ein feinfühlig beschriebenes Beziehungsdrama, das trotz seiner Alltäglichkeit fesselt und trotz nur weniger Seiten einen bleibenden Eindruck hinterlässt, auch wenn am Ende irgendwie die Luft raus ist und ein befriedigender Schlusspunkt oder Ausblick fehlt.

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