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Buchdoktor

Posted on 20.3.2024

1943 erleidet das norwegische Schiff nach einem U-Boot-Angriff Schiffbruch, auf dem Junis Großvater Konrad als Matrose dient. An Bord war Treibstoff, der nach Australien transportiert werden sollte. Konrad wird nach fast 3 im Rettungsboot verbrachten Wochen gerettet und bald darauf in einem japanischen Lager interniert; verliert jedoch durch den Schiffbruch den Kontakt mit seinem älteren Bruder Sverre. Im Krankenhaus lernt er die norwegische Krankenschwester Sigrid kennen und lieben, die auf Java aufgewachsen ist. Auch Sigrid, für die ihre Eltern eher eine standesgemäße Hochzeit im Sinn hatten als eine Berufsausbildung, ihre Mutter Henny und ihre verhaltensauffällige Schwester Ingrid werden von den Japanern interniert. Das Bangen, ob die Frauen der Familie Greve und Konrad – in getrennten Lagern – Hunger, tropische Krankheiten und die brutale Behandlung durch japanische Soldaten überleben, hält den Spannungsbogen straff gespannt und lässt auf jeder Seite mit Trude Teiges Figuren mitfiebern. Auch wenn die Icherzählerin Juni sich die Brutalität der japanischen Soldaten so wenig erklären kann wie ihr Großvater damals als Internierter/Zwangsarbeiter, vermittelt die Autorin eine Fülle von Details zur Internierung von Europäern durch Japan im Zweiten Weltkrieg. So stellen die drei Frauen verwundert fest, dass die einheimische Bevölkerung, deren Häuser für das Lager beschlagnahmt wurden, kaum bessere Lebensbedingungen hatte als sie selbst. Teiges Erzählerin Juni blickt mit wechselndem Focus auf drei norwegisch-stämmige Frauen und ein Bruderpaar. Als Leser:innen erfahren wir, was Gefangene in aussichtslos scheinenden Situationen am Leben hielt, wie sie sich gegenseitig unterstützen und wie die Persönlichkeit eines ausländischen Lagerleiters das Überleben von Gefangenen sichern konnte. Trude Teige erklärt mit diesem zweiten Band über Juris Großeltern Konrad und Thekla deren Schweigen über ihre Kriegserlebnisse und gibt den rund 900 norwegischen Überlebenden der Internierungslager eine Stimme, die zu lange von ihrem Heimatland ungehört blieben und um eine Entschädigung kämpfen mussten. Wer den ersten Band verschlungen hat, sollte hier zugreifen. „Es reicht nicht nach vorn zu schauen, man muss auch nach hinten schauen, um zu wissen, wer man ist und woher man kommt.“ (Opa Konrad S. 38/39 in Als Großmutter im Regen tanzte)

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