Buchdoktor
„Wir kommen“ ist eine Collage aus teils sehr kurzen Textabschnitten in Ichform, gemeinsam verfasst von 18 Autor:innen. Die Anordnung der Texte wirkt assoziativ, als hätten sich mehrere Personen zum jeweiligen Stichwort geäußert. Als Strukturierung des Druckbildes wirken unterschiedliche Schriftbilder (Kleinschreibung, Einrückung); der Gebrauch von Neopronomen nur in einzelnen Texten demonstriert die Mehrstimmigkeit. Texte sollen trotz der Ich-Perspektive offenbar weder biografisch wirken, noch einzelnen Verfasser:innen zugeordnet werden können. Fazit Begehren wird hier ausdrücklich als Grenzüberschreitung und Einschränkung der persönlichen Freiheit gezeigt, durch sexuelle Gewalt, Bodyshaming bereits in früher Kindheit, Abwertung und Misogynie besonders durch Väter, Konformitätsdruck z. B. in der Kunst- und Literatuszene, Machtmissbrauch jeglicher Art. Themen sind u. a. Scham, Menstruation, Provinz, Kinderwunsch, Transition und jeglicher Zwang, die eigene Identität erklären zu müssen. Für mich herausragend waren Altern und Einsamkeit, Themen, die mehrfach auftauchen. Mit 198 Seiten und kurzen Abschnitten dennoch ein Buch, das nachhallt.
