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Gabriele

Posted on 13.3.2024

Der schattenlose Traumleser Nach einer Rezension in der Zeit habe ich mir dieses Hörbuch geleistet. Und war sehr angetan davon. Doch nicht von Anfang an. Denn dieses Hineinwerfen in eine erste Liebe war mir etwas suspekt: Der namenlose Erzähler war 17, seine Freundin 16 Jahre alt. Das wiederholt er mehrmals und man fragt sich warum. Traut er uns nicht zu, dass wir ihm konzentriert lauschen? Meine anfängliche Begeisterung hielt sich jedenfalls in Grenzen. Doch das änderte sich nach ca. 15 Prozent des Hörbuchs. Plötzlich war ich angekommen in der Erzählung, die wechselt zwischen dem Damals und dem Jetzt, in dem er in dieser ominösen Stadt mit der Mauer angekommen war, seinen Schatten abgegeben hatte und zum Traumleser geworden war. Dort traf er jeden Tag auf die Frau, die er schon in seiner Jugend geliebt hatte, die ihn aber nicht erkannte. Verwirrend – oder? Ja, das Buch ist verwirrend. Erzählt Murakami doch in drei Teilen eine Geschichte, die voller Mysterien ist und uns unter anderem ins Reich der lebenden Toten führt. Oft ist unklar, was Realität und was Traum ist. Doch es ist in einer so schönen Sprache verfasst, dass das Zuhören reinster Genuss ist. Sicher trägt dazu auch die angenehme Stimme von David Nathan bei, der es schafft, die Umwelt vergessen zu lassen. Trotz anfänglicher Skepsis kann ich dieses Hörbuch, das über 17 Stunden dauert, voller Überzeugung empfehlen. Die Entwicklung des Autors zeigt sich deutlich, denn der Beginn der Erzählung entstand schon 1980, als seine Karriere als Schriftsteller gerade begann. Den zweiten und dritten Teil dagegen schrieb er erst Jahrzehnte später. Doch was er mir damit sagen will, ist mir leider verborgen geblieben.

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