lesezauber_zeilenreise
Große Dinge fangen oft klein an – Bilderbuch fast ohne Worte Ein Maulwurf lebt unter der Wiese, wo er bald Gesellschaft von weiteren Maulwürfen bekommt. Und von immer mehr. Wo viele leben, braucht man viel Platz und so beginnen die Maulwürfe, ihre unterirdische Stadt aufzubauen. Immer mehr kommen hinzu, die Stadt wird immer größer, also müssen Transportmittel gebaut werden, längere Gänge und Höhlen gebaut werden, immer mehr und immer schneller. Bis am Ende alles industrialisiert, verbaut, technisiert und überfüllt ist. Nur noch ein klitzekleines Stückchen grüne Wiese ist da und die Maulwürfe entdecken endlich, dass diese schützenswert ist. Wer Torben Kuhlmann kennt, erwartet grandiose Zeichnungen. Und wird nicht enttäuscht. Wunderschöne, großformatige Zeichnungen, detailliert und aussagekräftig laden dazu ein, sich ganz in die Maulwurfstadt zu versenken. Es gibt so viel zu entdecken. Text gibt es nur minimal, nämlich auf der ersten und der letzten Seite des Buches. Doch auch ohne Text ist die Botschaft eindeutig und es wird klar, dass es sich um eine Fabel handelt, die uns Menschen den Spiegel vorhält. Immer höher, immer weiter, immer reicher, immer bequemer. Alles zu Lasten von Natur und Umwelt und letztlich uns selbst. Die letzte Seite verdeutlicht, dass es fünf vor zwölf ist. Ein Buch, dass nachdenklich macht, dass lehrreich ist, einem die Augen öffnet und auf so wenigen Seiten so vieles deutlich macht. Es ist schon auch ein Stückweit bedrückend, also keineswegs ein fröhliches, buntes Kinderbuch. Doch die letzte Seite setzt ein Fünkchen Hoffnung frei und regt sicher zu Diskussionen an. Das hoffe ich zumindest. Das Buch ist optisch unglaublich schön. Das fängt beim Cover an und setzt sich innen auf jeder einzelnen Seite fort. Auch Vor- und Nachsatz sind wunderbar gestaltet mit alten Fotos aus der Geschichte von Moletown, also Maulwurfstadt. Da auch der Inhalt, die Aussage so wertvoll ist und so grandios umgesetzt wurde, vergebe ich 5/5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung mit Einschränkung, was das Lesealter betrifft. Es ist ein Bilderbuch mit Tiefgang. Ich sehe es eher bei etwas älteren Kindern besser aufgehoben, da es mit dem ersten Thema doch recht bedrückend wirken kann und kein Text zum Vorlesen vorhanden ist, sondern nur Bilder. Und zwar Bilder der Art, die für kleine Kinder wohl eher weniger interessant oder spannend sind, schon allein wegen der gedämpften Farben.