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duchess_of_marvellous_books

Posted on 6.3.2024

Wichtig, feministisch, bedrückend einzigartig! Suzie Millers Roman "Prima facie" ist eines dieser Bücher, mit besonderer Magie, das nachhält und das du am liebsten all deinen Freund*innen in die Hand drücken möchtest und stundenlang darüber reden könntest. Für mich war es auch das Buch, das meine kleine Leseflaute beendet hat und daher besonders in Erinnerung bleiben wird. Ich konnte es kaum aus der Hand legen! Die Geschichte beschreibt die emotionale Reise von Tessa Ensler, einer jungen und erfolgreichen Londoner Anwältin, die sich auf die Verteidigung mutmaßlicher Sexualstraftäter spezialisiert hat. Ihre Welt gerät aus den Fugen, als sie selbst Opfer einer Vergewaltigung wird und vor Gericht für Gerechtigkeit kämpfen muss. Miller, die selbst eine erfahrene Strafverteidigerin ist, bietet mit ihrem Werk eine tiefgründige und fundierte Auseinandersetzung mit den Mängeln des Rechtssystems bei der Behandlung von solchen Delikten. Eine der Stärken des Buches ist die eindrucksvolle differenzierte Darstellung der Hauptfigur. Am Anfang wird Tessa als eine selbstbewusste Anwältin gezeigt, die ihre Mandanten mit Geschick und Raffinesse verteidigt. Der Wechsel in Tessas Leben nach der Vergewaltigung zeigt jedoch die Grenzen des Rechtssystems und die Qual der Opfer auf und hinterfragt kritisch dessen Umgang mit solchen Fällen. Es ist so echt, so greifbar gestaltet, das man förmlich ihren Schmerz spüren kann. Ich mochte aber vor allem, dass es kein cheesy Ende hatte, weil das der Wirklichkeit entspricht und dem Buch so noch mehr Authentizität verleiht, auch wenn es natürlich schmerzt. Fazit: „Prima facie“ ist ein wichtiges und zeitgemäßes Werk, das die dringende Notwendigkeit von Reformen im Umgang mit Sexualdelikten im Rechtssystem aufzeigt. Das Buch beleuchtet die komplexen Herausforderungen, mit denen Opfer konfrontiert sind, und regt zu einer tiefgehenden Reflexion über Gerechtigkeit, Schuld und Empathie an. Es ist eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich für die Thematiken des MeToo-Movements und die Mängel im juristischen Umgang mit Sexualdelikten interessieren.

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