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Verlorensein Cemal ist Ende 30, Deutschlehrer an einer Grundschule. Er hat eine kleine Tochter, Ekin, für die er ein stabiles Umfeld schaffen möchte, ohne Rassismus oder Probleme. Doch das gestaltet sich immer schwieriger, zu viele Dinge scheinen zwischen ihnen zu stehen: Ekins Mutter, die sich nach der Scheidung nun wieder neu verlobt hat, die Probleme auf der Arbeit und dann auch noch die Musiklehrerin von Ekin, die meint in der Schule veraltete Lieder mit den Kindern üben zu müssen. Und irgendwo zwischen all dem ist auch noch Georg, in den sich Cemal verliebt hat. Doch Georg möchte eine echte Beziehung, er möchte Cemals leben verstehen und das ist mehr als dieser bereit ist zu geben. Seit einiger Zeit erscheint ihm nachts seine verstorbene Urgroßmutter Süveyde und zeigt ihm Szenen aus ihrem Leben, führt ihn zurück zu seinen Wurzeln, in das Dorf seiner Kindheit, wo Cemal bei den Großeltern gelebt hat, bis er als Achtjähriger seinen Eltern nach Deutschland gefolgt ist. Şehnaz Dost schreibt sehr poetisch, wodurch mir der Text jedoch wie in weiter Ferne vorkam. Cemal ist gefangen zwischen der Gegenwart in Deutschland und seiner Vergangenheit in der Türkei und wird im Alltag immer wieder konfrontiert mit Vorurteilen und Rassismus. Dost beschreibt ausführlich die Gedanken Cemals, doch wirklich näher kam er mir dabei nicht. Die Traum-Szenen mit Süveyde, die sich an ihr Leben und das ihrer Tochter erinnert sind interessant, doch viel lieber wäre ich bei Cemal verweilt und hätte ihn und sein Leben besser verstanden. Sicherlich gehört dazu auch die Vergangenheit seiner Familie, doch so richtig erreicht hat mich das nicht. Dadurch habe ich ab der Hälfte auch zunehmend das Interesse verloren und ehrlich gesagt auch etwas den Überblick, wo Şehnaz Dost mit dieser Geschichte eigentlich hinwill. Es geht um Alltagsrassismus, dem viele Andersaussehende ausgesetzt sind, aber auch um die eigene Identität und das Annehmen der eigenen Wurzeln und Vergangenheit sowie um das Leben als Familie. Irgewndwie wurde für mich jedoch keines der Themen so richtig ausgearbeitet, es bleibt alles ein Mischmasch und Cemal dreht sich ewig im Kreis. Vielleicht ist auch genau das, was Şehnaz Dost hervorheben möchte, das Verlorensein in den Themen und Szenen, mit denen das Leben Cemal konfrontiert? Der Schluss bleibt offen, mit einem kleinen Funken Hoffnung, dass alles besser werden könnte für Cemal. Die Beziehung zu Georg nimmt schlussendlich eher eine untergeordnete Rolle ein, vielmehr ist sie ein Sinnbild dafür, dass Cemal beginnt, sich mit sich und seinem Leben auseinanderzusetzen und seine Vergangenheit und Gegenwart in Einklang zu bringen, um so hoffentlich irgendwann ein einziges Leben leben zu können und nicht länger gefangen ist in seiner Sprachlosigkeit und Abgrenzung. Am Ende des Buches findet sich eine Liste mit allen Liedern, die Cemal im Laufe der Geschichte erwähnt. Das ist ganz nett, aber mich persönlich haben die zahlreichen musikalischen Verweise irgendwann ein bisschen genervt, was aber vermutlich daran liegt, dass ich nict sehr musikaffin bin und mich sowas generell nur wenig interessiert.