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Der vierte Band der Reihe startet mit einem beachtlichen Zeitsprung direkt in das Nachkriegsdeutschland. Der Krieg ist vorbei, aber eben noch vieles im Argen und das zeigt sich besonders deutlich in Berlin. Mittendrin die Kinderklinik Weißensee und die Schwestern Emma und Marlene. Die Historie wird den beiden ordentlich zusetzen, dazu kommen dann noch Schwierigkeiten in der Kinderklinik und eine Polioepidemie. Die Zeiten haben sich geändert, der Krieg ist vorbei, Emmas Tochter Lissi, die Leser der Reihe schon kennen hat Polio besiegt und ist nun als Ärztin in der Kinderklinik tätig. Ihr Start ist alles andere als leicht, aber sie hat diesen Lebenstraum und stürzt sich in den Klinikalltag. Und wie fordernd der ist, wird sie schnell merken. Antibiotikamangel, Polio, eine OP, die nicht nach Plan läuft, dazu noch Herzensangelegenheiten und der „ganz normale Wahnsinn“ in einer in die Jahre gekommenen Klinik. Da kommt schon allerhand zusammen, doch auch in der Familie kommt es zu Reibereien, die der schwierigen Nachkriegszeit zuzurechnen sind. Das in Zonen aufgeteilte Berlin, die Gründung der BRD und DDR und all das, was damit zusammenhängt (zB Enteignungen durch die Sowjets) werden hier gekonnt in eine spannende, emotionale Geschichte verwoben. All das führt zu einem Bruch zwischen den Schwestern Emma und Marlene, die sonst immer ein Herz und eine Seele waren. Marlene lebt fortan im Westen, Emma scheint es im Osten gut zu ergehen – aber vieles ist nicht, wie es scheint. Das gilt für so einige Handlungsstränge in dem Buch. Manches fand ich als Leser ersichtlich, aber die Protagonisten haben so viel um die Ohren, kämpfen um das Leben so vieler Schützlinge, dass manches für sie eben nicht so klar ist. Und dann - und das fand ich ein bisschen schade - war eben viel Herzschmerz im Spiel, mir persönlich ein Tick zu viel, aber das ist Geschmackssache. Bedauerlich finde ich nur, dass die Reihe hier endet, andererseits ist eben auch wohl alles Wichtige erzählt, ein runder Abschluss gelungen und manchmal muss man eben loslassen. Die Reihe – lest einfach von Beginn an! – hat mich schon mit Band eins voll und ganz abgeholt und das war auch bei den drei Nachfolgern so. Ich hatte mich immer schon nach dem Lesen auf den nächsten Band gefreut und ziemlich direkt nach Erscheinen besorgt, weil ich es einfach nicht abwarten konnte noch mehr von der Kinderklinik, Emma, Marlene und Co zu erfahren. Dazu die medizinischen Herausforderungen und Errungenschaften in den historischen Kontext eingebettet. Mich hat das ein ums andere Mal überzeugt und ich werde die Autorin, deren flüssiger Schreibstil mir auch sehr gut gefällt, weiterhin im Auge behalten, denn es soll ja was Neues kommen. Die Erwartungshaltung ist schon mal hoch, denn das Verweben von gesellschaftspolitischen und historischen Ereignissen war hier so gut gelungen, dass sich alles Nachfolgende daran messen muss.