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stefanie aus frei

Posted on 18.11.2018

„Ein Mann in einer Bahnhofshalle, irgendein Mann in irgendeiner Bahnhofshalle.“ Tabor Süden war Kriminalhauptkommissar in der Vermisstenstelle der Kripo, quittierte den Dienst, verschwand, kehrte zurück, arbeitete in einer Detektei, jetzt will er wieder verschwinden. Seine Chefin spürt ihn auf, setzt ihn auf einen Fall an. Ein Krimi-Autor ist verschwunden. „Mich würde niemand wiederfinden, dachte Tabor Süden, als er sich auf der obersten Treppenstufe von der Straße abwandte. Seine Zukunft wäre die allumfassende Unsichtbarkeit.“ S. 10 Der Satz ist typisch für den eher literarischen Stil des Buches, der mir dann doch gelegentlich zu viel wird: „Im irren Glauben, er könne etwas erkennen, riss er die Augen auf und starrte die schäbige Wand vor sich an wie eine riesige, körnige, Horrorszenen speiende Leinwand.“ S. 22 Der Satz ist auch typisch für Tabor Süden und er könnte gleichermaßen für Cornelius „Linus“ Hallig stehen, den verschwundenen Schriftsteller. Beide sind sie aufgewachsen mit verschwindenden Vätern, können schweigen, haben ihre gewohnten Orte, wenige Bindungen, wenn überhaupt. Ansonsten ist das hier eher schwierig als Krimi einzuordnen, abseits des gewohnten Schemas von Mord und Leiche, dafür liegt die Stärke darin, wie die Gesprächsführung von Süden Wirkung zeigt, wie er auf das Schuldgefühl von Angehörigen einzugehen weiß, über das ich mir vorher nicht einmal bewusst war: verschwindet jemand aus meinem Umfeld, KANN ich mich nur schuldig fühlen, schließlich hätte ich doch etwas bemerken müssen. Psychologisch meisterhaft, auch in der Düsternis der Darstellung. Kein Buch für schlechte Tage, dafür komplett unproblematisch für jene, die sensibel auf Gewaltdarstellung reagieren. Das Buch ist der 21. (!) einer Reihe mit Tabor Süden, mein erster, ich konnte bedenkenlos einsteigen. Ich bin irgendwie beeindruckt, gleichzeitig aber nicht sehr inspiriert, weitere Bände zu lesen, dazu wirkte der Text zu desillusioniert und zu deprimierend auf mich. Die harten Brüche der Perspektivwechsel zwischen den beiden Männern hielten mich auf Distanz. Das Ende passt perfekt dazu. Jetzt bin ich ratlos und sehne mich nach einem richtig harten Thriller mit viel Gewalt oder meinem großen Teddybären oder sinniere noch ein wenig über das Buch nach oder besser später, bei Tageslicht. 4 Sterne, 3 oder 5 hätte ich genauso gegeben. https://www.perlentaucher.de/buch/friedrich-ani/der-narr-und-seine-maschine.html verlinkt zum Buch

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