theblackswan
Bei Elyssa hatte ich mit einem Buch gerechnet, das sich stilistisch an die ganzen anderen Retellings griechischer Mythologie annähert. Das war aber schon sehr anders als z.B. die Bücher von Madeline Miller. Die Mythologie steht hier nicht wirklich im Vordergrund sondern dient als Aufhänger für eine fiktionale Geschichte um Elyssa, Anna, Aeneas, Virgil und Eros. Leute, die sich nicht mit der Geschichte auskennen, müssen hier nebenbei vor allem am Anfang viel googeln, weil sich nicht immer aus der Storyline / Erklärung ergibt, wer die Figuren sind und wie sie zusammenhängen. z.B. erfährt man nie namentlich welche Göttin Aeneas Mutter ist. Aber habe ich Lust das zu googeln? Im Fluss oft nicht. Das finde ich schade und hätte ich für den Kontext wichtig gefunden, selbst wenn die Mythologie nur die Grundlage bildet. Das haben andere Bücher dieser Art oft besser gelöst. Der Schreibstil konnte mich leider auch nicht wirklich überzeugen. Die Geschichte verpasst es schon im ersten Drittel, die Lesenden in ihren Sog zu ziehen. Dadurch musste ich persönlich mich oft zwingen, weiterzulesen. Auch die Übergänge zwischen den Kapiteln und Perspektiven haben teilweise etwas geholpert, es hat sich angefühlt als würde man ruckartig aus einer Perspektive gezogen und in eine andere geschleudert. Zu den Figuren: Ich fand es super spannend, das mit Elyssa und Aeneas mal keine blutjungen "Helden-Typen" im Zentrum der Geschichte stehen. Das finde ich lobenswert und davon würde ich gerne mehr sehen. Aber an sich fand ich die Figuren nicht wirklich gut ausgearbeitet. Manche Charakterzüge erschließen sich nicht bzw. widersprechen sich wenn Dinge nur gesagt werden, um die Handlung voranzutreiben. Die Perspektive, die mir am besten gefallen hat war Eros, da konnte die Autorin zeigen, was sie schriftstellerisch kann. An sich ein Buch das für mich leider hinter seinen Erwartungen geblieben ist. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es Leuten gefällt die Slow-Burn lieben und die vielleicht auch in einem Alter sind, das Aeneas und Elyssa näher kommt. Für Fans feministischer Retellings wird das eher nichts sein.